Was soll ich werden, wenn ich einmal groß bin?
„Am Anfang war die Charaktererstellung.“ Sollte jemals eine Bibel von einem Videospielbewohner geschrieben werden, beginnt das Buch Genesis sicherlich mit exakt diesen Worten. In Dragon Age 2 können wir lediglich als Mensch männlichen oder weiblichen Geschlechts in die Schlacht ziehen. Wahlweise stehen dabei die Klassen Krieger, Magier und Schurke zur Verfügung. Darüber hinaus lässt sich ein Spielstand des ersten Teils importieren, der die dort getroffenen Entscheidungen gelegentlich zum Thema von Gesprächen werden lässt.
Was auf den ersten Blick wie eine Reduzierung der Handlungsmöglichkeiten darstellt, entpuppt sich im Laufe des Spiels als wahrer Glücksgriff. Da wir mit Hawke einen beinahe schon fest vorgegebenen Charakter durchs Spiel begleiten, wirken die Dialoge wesentlich stärker auf den Protagonisten zugeschnitten. Anstatt uns mit einem „Herr Zwerg, Ihr seid aber ein Winzling. Jetzt jedoch zu einem völlig anderen Thema. Ich wollte Euch nur wissen lassen, dass ich Eure Rassenwahl bemerkt habe und entsprechend darauf reagieren kann. Wolfsfelle, ich brauche Wolfsfelle.“ besondere Handlungsfreiheit wie noch in Origins vorzugaukeln, wissen die Bewohner Kirkwalls von Begebenheiten, die wir aufgrund der Zeitsprünge in der Erzählung gar nicht selbst erlebt haben und bieten somit immer wieder interessante Unterhaltungen, in denen man mehr über sich und sein Leben erfährt, ohne dass wir von der Rollenspielprotagonisten-Krankheit Amnesie befallen sein müssen. Chapeau, BioWare.
Zudem sind wir im Gespräch nicht länger stumm. Jegliche Dialogzeilen sind vollständig synchronisiert und erzeugen auf diese Weise vielmehr als noch der erste Teil den Eindruck eines tatsächlichen Gesprächs zwischen Nachbarn, Rivalen oder Liebschaften.
Ähnlich positiv überrascht die Beschränkung auf anfänglich drei Grundklassen. Obwohl auch dieser Bereich aufgrund der entfallenen Völkerwahl reduzierter wirkt, bietet das überarbeitete Talentsystem jede Menge Entscheidungsfreiheit. In insgesamt neun verschiedenen Talentbäumen können wir mit jedem Stufenaufstieg gewonnene Talentpunkte investieren. Dabei haben wir die Wahl zwischen sechs normalen Talentbäumen und zwei aus drei Spezialisierungs-Talentbäumen.
Somit können wir für alle drei Grundklasse weitere Unterklassen wählen. Während wie als Schurke zwischen Fernkampf und Nahkampf, als Krieger zwischen offensivem Verwüster und defensiver Trutzburg oder als Magier zwischen Kontrollfreak, Heiler und Verwüster wählen, können wir die Feinheiten jeder Klasse durch eine immer wieder anders gestaltete Talentpunktverteilung selbst bestimmen. Das System bietet nicht nur mehr Entfaltungsmöglichkeiten als das stark lineare System des Vorgängers, sondern lädt mit der Kombination aus permanenten Auren/Haltungen und aktiven Fähigkeiten enorm zum Wiederspielen ein.
Dass nicht kampfrelevante Rollenspielfertigkeiten dabei scheinbar dem Rotstift zum Opfer fielen, lässt sich verschmerzen. Immerhin wurden Talente wie Schlösserknacken oder Charisma und Überredungskunst von BioWare gekonnt auf die weiteren drei Teilnehmer unserer Gefährtengruppe „geoutsourct“ (Yeah, deutsche Grammatik!).
Ich war eben ehrlich erstaunt zu lesen, dass Anders ein homosexueller Charakter sein soll. Ich hab das Spiel logischerweise mit einer weiblichen Hawke durchgespielt und die hat er ziemlich angebaggert *g*. Denke also, dass kommt ganz darauf an, welches Geschlecht Hawke hat, wie Anders reagiert 😉 . Zumal man – soweit mir bekannt ist – als männlicher Char auch eine Romanze mit Fenris anfangen kann.
Insgesamt war ich ein bisschen enttäuscht vom zweiten Teil – die Charatere und die Geschichten um sie, fand ich wieder großartig, in Fenris hab ich mich regelrecht verliebt – aber die Story an sich empfand ich bei Weitem nicht so episch wie im ersten Teil – und das Ende war irgendwie ein schlechter Witz. Da hoffe ich sehr auf noch ein paar DLCs und/oder ein Addon. Was mich auch sehr gestört hat, war dass die Orte so beschränkt waren, irgendwann konnte ich Kirkwall nicht mehr sehen – und sowas wie ein Wald oder so, fehlte gänzlich. Schade fand ich auch, dass man das Aussehen seiner Begleiter nicht verändern konnte.
Trotzdem hat mich das Spiel gut unterhalten – und das ist ja die Hauptsache 🙂 .
In DA2 sind mit männlichem und weiblicher Hawke die gleichen Romanzen möglich. Einzige Ausnahme ist Sebastian aus dem DLC, der interessiert sich ausschließlich für Frauen.
Ich selber bin in DA2 zwar erst im Anfang von Akt zwei, aber ich muss jetzt schon sagen, dass ich den alten Anders lieber mochte. 🙁 Die ganzen sarkastischen Kommentare in Awakening waren top! Jetzt ist er – wortwörtlich – „besessen“. 😛 Die extreme Veränderung des Charakters hängt somit wohl vor allem mit „Justice“ zusammen. Denke ich. Oder dann doch viel eher damit, dass die Rolle von Anders in DAO:A noch von David Gaider persönlich geschrieben wurde, was in DA2 von Jennifer Hepler übernommen wurde.
Aber: Anders hatte in der Tat zuvor schon mal etwas mit einem Kerl! Das gibt er in seiner ersten Companionquest „Tranquillity“ zu, (sorry, ich spiele DA2 genau wie Teil 1 in Englisch durch 😉 ) eine Beziehung mit Karl gehabt zu haben. Wobei er ja glaube ich sogar betont, dass es sein „erster [Mann]“ gewesen sei. 🙂
Versteh ich dich richtig, der Anders aus DA2 ist DER Anders, mit dem ich durch ganz Awakening gezogen bin?
Damals war er ja schon ein seltsam zynisches Bürschlein, aber Homosexualität passt ja gar nicht zu ihm, hat er sich nich manchmal sogar Oghrens schlüpfrigen Anmachversuchen in Richtung Sigrun nicht sogar angeschlossen!? 😉
Eben genau jener Anders ist das!
Und ja, genau das hat er… Er macht sich ja in „Awakening“ auch an Velanna ran, während sich diese wiederum mehr für Nathaniel interessiert – ein Teufelskreis! 😉
Mehr zu Anders gibt es übrigens hier (http://dragonage.wikia.com/wiki/Anders) und hier (http://www.giantbomb.com/anders/94-13878/). Aber Achtung vor möglichen Spoilern!