Benny 2019: Brettspiele mit Miniaturen spielen, Kindern Zöpfe flechten und am PC mehr programmieren als Videospiele spielen. Zeiten ändern sich. Veröffentlicht vonBenny Matthiesen

Tränen, Leid, Zerstörung, Verlust. Aber auch Freundschaft, Liebe, Gemeinschaftssinn und Vertrauen habe ich in der Mass-Effect-Trilogie gefunden. Entwickler BioWare hat ein Weltraum-Epos geschaffen, dessen finale Schlacht nun geschlagen ist. Packend inszeniert, voll Pathos, schwerwiegender Entscheidungen und atemraubender Momente, die immer wieder durch friemelige Action-Einlagen unterbrochen werden. Da stellt sich natürlich die Frage: Ist Mass Effect 3 überhaupt noch ein Spiel? Ja, aber ein Spiel mit zwei Gesichtern, dem wir in der Ninja-Kritik spoilerfrei auf den Zahn fühlen.

Spoiler-Hinweis: Dieser Beitrag kommt ohne inhaltliche Vorwegnahme der Ereignisse in Mass Effect 3 aus. Ich bitte darum, dass dies auch in den Kommentaren so bleibt. Wollt ihr etwas zum Ende oder ganz allgemein zur Geschichte und Erzählweise sagen, dann nutzt bitte die Spoiler-Tags: [spoiler] [/spoiler]

Irgendwann kommt der Tag, an dem wir uns von heißgeliebten Dingen trennen müssen. Manchmal bemerken wir diesen Moment des Verlustes gar nicht; nehmen ihn nicht direkt wahr. Manchmal verdrängen wir ihn. Manchmal braucht es einige Tage, um verstehen zu können, was mit einem selbst passiert ist. Aber immer – egal ob direkt oder verzögert – kommt mit dem Verlust auch der Moment, an dem wir beginnen Fragen zu stellen: Ist es wirklich vorbei? War es das jetzt? Was soll aus mir werden? Doch nur selten ist es einem Videospiel vergönnt, dieses Gefühl des Verlustes in uns auszulösen. Mass Effect 3, als Abschluss einer Trilogie, vermag jedoch noch mehr: Ich fühle mich nicht nur verlassen, als sich die leuchtenden Namen der Entwickler und Designer über den Bildschirm schieben, ich möchte über das Erlebte reden, Gedanken und Gefühle mit Gleichgesinnten austauschen und auf diese Weise die Faszination Mass Effect noch einige wenige Stunden länger auskosten. Es darf nicht enden. Ich will ein letztes Mal beim Klang eines Nebelhorns verschreckt zusammenfahren und mich panisch in alle Richtungen umblicken – irgendwo lauert die Reaper-Bedrohung, die vor rund 32 Stunden wenig verheißungsvoll zum finalen Schlag gegen die Galaxie ausholte.

Eine Portion Überwindungskraft

Mass Effect 3: Den Rat um Rat fragen. Das hat sich bewährt.
Mass Effect 3: Den Rat um Rat fragen. Das hat sich bewährt.

Noch zu Beginn der Reaper-Invasion auf der Erde zwingt mich Entwickler BioWare in ein allzu enges Korsett aus beengten Level-Schnipseln, die durch wenig geistreiche Dialoge und in fest vorgegebenen Sequenzen die akute Bedrohung durch das Maschinenvolk der Reaper vermitteln wollen. Fassungslos höre ich mich leere Phrasen voller Pathos aufsagen, in denen ich alleinig das Schicksal der Menschen betrauere. Mein Shepard, der Weltenretter, der Versöhner, Friedensbringer und Völkerverständiger spricht in fremden Zungen – Gedanken, die ich niemals zuvor dachte. Es scheint, als ob ich meines freien Willens beraubt bin und an dünnen Fäden hängend als Marionette den Anweisungen des Puppenspielers folge. Mit Widerwillen halte ich die Leertaste gedrückt, die sich im weiteren Spielverlauf als Allzweckwaffe gegen jede noch so große Gefahr erweisen wird. Wie auf Schienen geführt renne, springe und klettere ich, stürze in Deckung und rette Verbündete vor dem nahenden Tod, während um mich herum die Welt unterzugehen droht. Bombastisch inszeniert, mit Schockmomenten und jeder Menge Lens-Flare-Effekten garniert.

Mass Effect 3: Das Tutorial ist Teil der Geschichte. Erst später lockert das Spiel auf.
Mass Effect 3: Das Tutorial ist Teil der Geschichte. Erst später lockert das Spiel auf.

Actionreich und langweilig zugleich taktet Mass Effect 3 auf. Von Entscheidungsfreiheit und spielerischem Anspruch ist während der ersten Stunde, dem zwangsläufigen Tutorial, das die Grundlagen der Steuerung vermittelt, nichts zu spüren. Stattdessen schieße und prügele ich gemeinsam mit meinem noch immer zweiköpfigen Einsatztrupp geschmeidiger denn je durch die beengten Räumlichkeiten der Forschungsanlagen. Deren Innenausstattung scheint dabei nur einem Zweck zu dienen: Deckung vor feindlichem Beschuss. Vorsichtig linse ich nur dann hervor, wenn neue Feindeswellen das Schlachtfeld betreten, um sogleich in einem Hagel aus biotischen Fähigkeiten, Tech-Angriffen und Patronenhagel unterzugehen. Meine Kameraden tun es mir ohne viel Gerede gleich; weniger effizient und oft ohne Schutz zu suchen. Ich spüre, dass selbst von mir gebrüllte Anweisungen wenig am Kampfstil meiner Kameraden verbessern würden.

Am Ende einer unabwendbaren, einfach nicht zu beeinflussenden Verfolgungsjagd sehe ich mich schon Maus und Tastatur beiseitelegen: Shepard darf in diesem Universum sein eigener Shepard sein. Ich möchte jedenfalls nicht länger an seiner statt und willenlos die Galaxie retten.

Emotionen und virtuelle Freunde

Mass Effect 3: BioWare weiß Freund und Feind in Szene zu setzten.
Mass Effect 3: BioWare weiß Freund und Feind in Szene zu setzten.

Doch vollkommen unvermittelt, wie aus heiterem Himmel schlägt die Stimmung in einer weiteren Sequenz um. Ich schreie den Bildschirm an, klicke panisch mit den Maustasten, möchte etwas bewegen, das Geschehen beeinflussen, mehr als nur Zuschauer sein. Es ist der Mass Effect, der einsetzt. In Zeitlupe ziehe ich die Waffe, lege an und schieße. Ein Dröhnen dringt an mein Ohr, Klaviermusik begleitet die Szene. Alles scheint perfekt zusammenzuspielen. Jetzt aber schnell nach dem Rechten sehen. Schnell, schnell, ich brauch ein Shuttle, wir müssen zur Citadel. Mass Effect 3 öffnet sich mir in diesem Moment der Verzweiflung und der Frustration mit all seiner Kraft. Warum konnte ich nicht schneller eingreifen? Warum werde ich an meiner Ehre gepackt? Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich mir wünschte, mehr getan zu haben, oder die Zeit zurückdrehen zu können, bis zu den beiden Vorgängern, deren Entscheidungen die gesamte Handlung des dritten Teils maßgeblich beeinflussen.

Mass Effect 3: Abseits der eng begehbaren Pfade brennt das Schlachtfeld.
Mass Effect 3: Abseits der eng begehbaren Pfade brennt das Schlachtfeld.

Es sind die Momente, in denen ich auf alte Freunde treffe. Tatsächliche virtuelle Freunde, die nicht atmen, nicht denken, weder Freude noch Schmerz empfinden können. Virtuelle Freunde, die nicht echt sind, die nicht leben – denen ich mich aber dennoch verbunden fühle. Ich kenne ihre nicht reale Vergangenheit, weiß um ihre nicht realen Ängste, habe sie auf ihren nicht realen, schwierigen Wegen begleitet, nicht reale Familien gerettet, nicht reale Leben beendet, nicht reale Geheimnisse aufgedeckt. Und obwohl mir bewusst ist, dass hinter diesen vertrauten Gesichtern nur begabte Autoren stehen, sind es meine Freunde. Mal begrüßen sie mich launisch wie eh und je, mal melden sie sich herzlich zurück. Schnell weiß ich, dass sie alle scheinbar zufällig meine dritte Reise durch die Galaxie kreuzen werden.

Mass Effect 3: Viele Entscheidungen zehren an der Psyche Shepards.
Mass Effect 3: Viele Entscheidungen zehren an der Psyche Shepards.

Mit einem freudigen Lächeln kommentiere ich ganz still vor dem Bildschirm, wenn sie sich dem Kampf gegen die Reaper anschließen. Ich lege in Gedanken meinem Arm um sie und lasse mein virtuelles Ich sagen: „Schön, dass wir uns wiedersehen, Freund.“ Wir scherzen, plaudern über alte Zeiten, ziehen uns gegenseitig auf und schaffen uns auf diese Weise kleine Lichtblicke im übermächtigen Schatten dieser alles vernichtenden Invasion. Es fühlt sich gut an. Doch es ist Krieg. Immer wieder sitze ich fassungslos im Dunkel meiner Wohnung, wenn ich spüre: Das wird nicht gut ausgehen. Ich bin der Verzweiflung nahe, wenn meine Freunde mit unbarmherziger Gewalt aus meinem Leben gerissen werden. Mit einem Flüstern bitte ich darum, blitzschnell eine gute Tat vollführen zu können – eine Paragon-Entscheidung. Von mir aus auch mal eine ruchlose Renegade-Schandtat auf Kosten meiner in balkenform festgehaltenen Ruf-Gesinnung. Solange ich nur das Leben meiner Freunde retten kann, bin ich zum Äußersten bereit.

Virtuelle Welten und Geschichten

Mass Effect 3: Die Trauerwand erzählt von den Schrecken des Krieges. Oft überzeugt die Detailarbeit  und Atmosphäre. Aber leider nicht immer.
Mass Effect 3: Die Trauerwand erzählt von den Schrecken des Krieges. Oft überzeugt die Detailarbeit und Atmosphäre. Aber leider nicht immer.

Mass Effect 3 lässt mich erschaudern, macht mich wütend, lässt mich lachen und verändert meinen Blick auf die Dinge, die ich in den vergangenen beiden Teilen zu erforschen begann. Es lässt mich an mancher Stelle Hoffnung schöpfen, um diese an anderer Stelle umso gekonnter zu zerschmettern. Ich tauche noch stärker in dieses von Menschenhand geschaffene Universum, das mir so vertraut scheint. Das sich schamlos an unzähligen Werken von Dune, der Wüstenplanet, über Babylon 5 und Odyssee im Weltraum, Alien und Deus Ex bis hin zu den Sci-Fi-Prototypen Star Trek und Star Wars bedient. Mit kurzen Episoden, Kommentaren und Zitaten erinnern die Entwickler an die Vorbilder. Selbst die Jagd auf Roter Oktober muss herhalten. Es sind diese Reminiszenzen, die plump als Kopie gesehen werden können, aber doch stimmig zur Gesamtheit der Kulturen passen, die ich im Laufe meiner Reise treffe. Und sie rufen mich immer wieder in die ganz reale Welt zurück, der ich andernfalls völlig entschwinden würde.

Mass Effect 3: Viel steht für die Galaxie auf dem Spiel.
Mass Effect 3: Viel steht für die Galaxie auf dem Spiel.

Ich zehre von der Hoffnung, die ich einzelnen Spezies bringe, und leide mit den Müttern, Vätern und Kindern, die in diesem Krieg ihre Liebsten verloren haben. Die in ihrem Schmerz offen gezeigt werden; bei jedem Besuch auf der Citadel und den zahlreichen Heimatplaneten, die in Flammen stehen. Nicht kitschig, sondern erschreckend mitreißend. Ich fühle mit ihnen, weil auch ich diesen Schmerz in mir trage. Der Gedanke, all diesen Opfern des Krieges nicht helfen zu können, treibt mich weiter an und lässt mich simpelste Klick-Entscheidungen erst dann fällen, wenn ich mir Zeit genommen habe, über die Konsequenzen meines Handelns nachzudenken. Immer wieder verweile ich still und lausche den mal deprimierenden, mal heiteren Erzählungen. Nicht denjenigen, die mich vollkommen uninspiriert für ein Suche-das-Artefakt-Spielchen auf Nebenmissionen schicken, sondern denjenigen, die tatsächlich Tiefe bieten – fernab von Erfahrungspunkten und neuen Ausrüstungsgegenständen. Geschichten, die manch anderer Shepard mit bloßem Blick auf das Quest-Journal übersehen würde.

Klartext: Spielsysteme

Mass Effect 3: Problem der Zukunft - einfache Addition.
Mass Effect 3: Problem der Zukunft – einfache Addition.

Je näher ich dem Ende komme, desto weniger achte ich auf die eigentlichen Spielelemente: Die Kämpfe mögen zwar dank neuer Gegner etwas abwechslungsreicher als im Vorgänger sein, aber diese agieren noch immer zu dumm, um eine Herausforderung darzustellen. Aus sicherer Deckung bezwingt die Crew jeden Feind. Selbst der als „Wahnsinnig“ bezeichnete, höchste Schwierigkeitsgrad ist bis auf die letzte Schlacht wenig fordernd; zu schießbudenartig tauchen die Feinde auf. Ebenso spannungsarm ist die Aufrüstung der verschiedenen Waffentypen und der kampfunterstützenden Garderobe Shepards. Es ist egal, ob er auf der medizinischen Station Verbesserungen ersteht, über die Geheimdienste des Shadow Brokers Upgrades freischaltet oder Schusswaffen mit Modifikationen ausrüstet: Am Ende macht der Commander immer mehr Schaden oder hält feindlichem Beschuss länger stand. Drei Spielsysteme, die letztendlich demselben Zweck dienen.

Mass Effect 3: Je höher die Charakterstufe, desto einheitlicher die Klasse.
Mass Effect 3: Je höher die Charakterstufe, desto einheitlicher die Klasse.

Mehr Abwechslung bietet auf den ersten Blick die Fähigkeitenwahl: Tech-Angriffe, biotische Attacken und Waffen- sowie Nahkampfaufwertungen bestimmen zu Beginn der Reise die Taktik der sechs verschiedenen Charakterklassen. Jede Fähigkeit kann dabei in sechs Stufen aufgewertet werden. Auf den Stufe 4, 5 und 6 steht je die Wahl aus zwei einzigartigen Verbesserungen an. Als ich mich der letzten Schlacht nähere, stelle ich jedoch fest, dass bis auf vier der insgesamt 56 Punkte alle freischaltbaren Verbesserungen aktiv sind. Mein Shepard ist ein Wächter wie viele – ohne große Individualität.

Mass Effect 3: Systeme scannen, Aktivposten freischaltet und vor Reapern flüchten. Ein gelungenes Minispiel.
Mass Effect 3: Systeme scannen, Aktivposten freischaltet und vor Reapern flüchten. Ein gelungenes Minispiel.

Die umständliche und langwierige Mineraliensuche des Vorgängers ist glücklicherweise Geschichte. Stattdessen ortet die Normandy auf den Übersichtskarten der einzelnen Sonnensysteme verborgene Artefakte und Treibstofflager mit einem Mausklick. Je öfter die Systeme gescannt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass Reaper-Schiffe einfallen, um die Normandy zu verfolgen. Um nicht im Game-Over-Bildschirm zu landen, verlässt die Crew befallene Systeme beim wiederholten Nebelhorndröhnen, dem markanten Erkennungszeichen der Reaper. Das ist kurzweilig und spaßiger als die Minispiele des Vorgängers, die gänzlich gestrichen wurden. Gelegentliche Nebenmissionen führen die Crew auf eine der Mehrspielerkarten, die mit allzu plumpen Hintergrund irgendwie in die Geschichte eingeflochten wurden. Dafür attackieren Feinde meist aus verschiedenen Richtungen, was den Kampf auflockert. Die Missionen unterscheiden sich somit merklich in Präsentation und Anspruch von der Haupthandlung.

Mass Effect 3: Ob es in dieser Situation hilft, in Deckung zu gehen?
Mass Effect 3: Ob es in dieser Situation hilft, in Deckung zu gehen?

Allerdings schlägt mir in diesen Momenten die friemelige Steuerung allzu oft ein Schnippchen. Die Leertaste als Allzweckmittel taugt in hektischen Situationen nichts, wenn der Bildschirm vor Einschlägen bebt und Shepard in Deckung geht, anstatt den Kameraden wieder ins Leben zurückzuholen, der direkt vor ihm liegt. Ebenso bleibt er zu oft an kleinsten Hindernissen hängen oder weigert sich partout, die rettende Hechtrolle auszuführen. Das BioWare-bewährte Pausensystem ist dabei ebenso unnütz wie in den Vorgängern. Zwar könnte ich in aller Ruhe Befehle erteilen, Crew-Fähigkeiten aktivieren oder Waffen wechseln, allerdings müssen Feinde noch vor dem Druck der Pausentaste anvisiert werden – nachträgliche Zielkorrekturen sind ausgeschlossen.* Die schnelle Befehlserteilung über die Tasten „Q“ und „E“ sowie die Gruppierungsanweisung mit „C“ leisten im aktiven Spielgeschehen ähnlich gute Dienste, ohne den Spielfluss zu unterbrechen.

Mass Effect 3: Einfach jede Szene ist mit Lens Flare atmosphärischer.
Mass Effect 3: Einfach jede Szene ist mit Lens Flare atmosphärischer.

Doch nicht immer muss Shepard zur Waffe greifen: Sowohl die Hauptgeschichte als auch Nebenmissionen werden von kampffreien Interaktionen aufgelockert. Mal müssen Informationen beschafft werden, mal darf es finanzielle Unterstützung oder simple Klick-Computerhacks sein. Zwischen den Aufträgen erkundet der Commander im Alleingang die einzelnen Decks der Normandy sowie die weitläufige Citadel. Glücklicherweise wurden die Ladezeiten erheblich verkürzt und reißen mich nur noch für wenige Sekunden aus dem Spiel.

Mass Effect 3: Wirklich jede!
Mass Effect 3: Wirklich jede!

Der lobenswerte Ansatz, Quest-Geber natürlich in die Spielumgebung einzubinden, schlägt hingegen fehl. Shepard schleicht als Informations-Voyeur durch die schmalen Gänge der Raumstation, um in NSC-Gesprächen Wichtiges aufzunehmen. Spitzt er lang genug die Ohren, erscheint ein neuer Eintrag im Quest-Log. Immer wieder klappere ich alle Ebenen der Raumstation ab, um neue Nebenmissionen aufzuspüren. Vollkommen unverständlich ist das abgespeckte Quest-Log, das im Gegensatz zum Vorgänger keine Einzelschritte der verschiedenen Aufträge aufzeichnet. Oft stehe ich vor der Frage: Habe ich das benötigte Artefakt bereits erspielt? Bei weit über 20 Nebenmissionen ist es schlicht nicht möglich, die Übersicht zu behalten. Ein Inventar für Quest-Gegenstände gibt es nicht. Das ist es umso ärgerlicher, als es unvorhergesehene Fortschritte der Haupthandlung gibt, die alle nicht abgegebenen Nebenmissionen urplötzlich scheitern lassen.

Klartext: Mehrspieler

Mass Effect 3: Vier Spieler kämpfen sich Welle um Welle von Missionsziel zu Missionsziel
Mass Effect 3: Vier Spieler kämpfen sich Welle um Welle von Missionsziel zu Missionsziel

Mass Effect 3 kann fernab der Shepard-Erzählung als namenloser Soldat im Mehrspielermodus mit bis zu drei Verbündeten bestritten werden. In kleinen, abgesteckten Arealen gilt es Feindeswellen zu eliminieren und alle drei Runden spezielle Minimissionen innerhalb des Gebietes zu erfüllen. Nach nicht ganz 20 Minuten ist mit der elften Runde Schluss. Zur Belohnung winken Credits, mit denen bessere Ausrüstung und neue Charaktere im Sammelkarenspiel-Stil gekauft werden können, und Erfahrungspunkte, die die derzeit ausgewählte Charakterklasse aufsteigen lassen. Auf diese Weise werden Fähigkeiten verbessert, sodass selbst der höchste der drei Schwierigkeitsgrade mit etwas Training gemeistert werden kann. Was sich anfänglich unterhaltsam spielt, wird schnell zur monotonen Pflichtübung.

Mass Effect 3: Kriegsbestrebungen klangen in der Planung sicher interessant. Sind es aber nur bedingt.
Mass Effect 3: Kriegsbestrebungen klangen in der Planung sicher interessant. Sind es aber nur bedingt.

Will man in der Hauptgeschichte des Einzelspielermodus das Ende frei wählen können, muss Mehrspielergefecht um Mehrspielergefecht geschlagen werden. Nur mit dem kooperativen Siegen lässt sich die Kriegsunterstützung, die im Laufe der Einzelspielerhandlung erspielt wird, von den vorgegebenen 50 Prozent auf 100 Prozent anheben. Je höher die Unterstützung, desto größer die Auswahl. Allerdings können alle verfügbaren Enden auch ohne ein einziges Mehrspielergefecht erlebt werden – ihr müsst lediglich die benötigten Punkte exakt treffen. Welche Punkte für welches Ende vorausgesetzt werden, müsst ihr allerdings auf Fanseiten im Internet herausfinden.


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Titel: Mass Effect 3 | Preis: ~39,99 EuroPlattform: PC, Xbox 360, PS3


Daumen Hoch! Fazit: Mass Effect 3 ist ein wahres Gefühlsfeuerwerk, dass sowohl Kenner der Vorgänger als auch Neueinsteiger in rund 32 Stunden in seinen Bann zieht. Dabei glänzt es wie die ersten beiden Teile weniger durch ausgefeilte Spielmechaniken, gute Charakterentwicklung oder spannende Kampfeinlagen, sondern überzeugt vielmehr mit seiner tatsächlich packende Geschichte und der oftmals filmreifen Inszenierung. Sowohl Sound als auch Musikuntermalung unterstützen das Gezeigte perfekt. Das Dröhnen eines nahenden Reapers hallt noch heute in meinen Ohren und sorgt für Gänsehaut. Emotionen, Gefühle und interessante Hintergründe aller Spezies sind das Markenzeichen der Reihe. Entwickler BioWare hat an vielen Stellen unglaubliche Detailarbeit geleistet: Die Planeten wirken weitläufig und belebt, obwohl nur schmale Pfade beschritten werden können. Teils fein ausgearbeitet Gespräche bekommen geduldige Spieler zu hören, wenn sie nicht einfach durch die Spielabschnitte stürmen. Die Hintergründe der einzelnen Spezies werden noch einmal vielschichtiger und teilweise ganz auf den Kopf gestellt.

Nur schade, dass der Abschluss der Trilogie auch unerwartet häufig mit plumpen Dialogen aufwartet, unlogische Entscheidungen vorgibt und in den Dialogoptionen gelegentlich Antworten anbietet, die mit den anschließenden Worten Shepards nichts gemein haben – der Spieler wird in Teil 3 als eigentlicher Handlungsanweisender zu oft von seiner eigenen Wahl überrascht. Auch in einer einzigen Animation gefangene NSCs – wie man sie sonst nur aus MMORPGs kennt – und Clipping-Fehler in vorgerenderten Sequenzen trüben das positive Bild. Über Day-One-DLC und den Abschluss der Trilogie darf freilich diskutiert werden.

Nimmt man allerdings Mass Effect 3 in seiner Gesamtheit als „das Ende“, dann werden die meisten Fragen und Wünsche der Fans beantwortet. Vor allem die letzten Stunden haben es in sich. Was-wäre-wenn-Anhänger ärgern sich aber, dass die eigenen Entscheidungen – auch die der Vorgänger – nicht immer offensichtlich im Spiel thematisiert werden. So kommt die wahre Tragweite der persönlichen Entscheidungen erst im Gespräch mit anderen Spielern zum Vorschein, die eine gänzlich andere Geschichte als mein Shepard erlebt haben. Es bleibt: So sehr wie Mass Effect 3 hat mich bislang noch kein Videospiel bewegt.


* Vielen Dank an Bahamut, der diesen Punkt richtiggestellt hat. Bei meinem kurzen Test mit der Pausentaste waren die weiteren Gegner wohl noch zu weit weg, so dass die Zielauswahl nicht verändert wurde. Tatsächlich ist dies aber möglich. Grundsätzlich habe ich ME3 auf „Wahnsinnig“ ohne den Einsatz der Pausenfunktion durchspielen können, da der taktische Vorteil im Gegensatz zu einem DA:O oder DA2 minimal ist.

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9 Kommentare

  1. Klasse nur ein Kritikpunkt:

    Zitat: allerdings müssen Feinde noch vor dem Druck der Pausentaste anvisiert werden – nachträgliche Zielkorrekturen sind ausgeschlossen

    Das stimmt nicht ganz, ich kann nur für die PC Version sprechen. Da kann man im Pausenmodus noch mit der rechten/linken (weis es nicht so genau ausm Kopf) Maustase das Blickfeld bewegen und somit ein anderes Ziel anvisieren.

    Ansonsten Top!

    MfG

    1. Ui, danke für den Hinweis. Ich war wohl beim Testen der Pausenfunktion zu weit von Feinden entfernt und konnte die restlichen nicht ins Ziel nehmen. Ich hab die Stelle offen gestrichen und eine Anmerkung geschrieben.

  2. Gratulation an Bioware. Selten hat es ein Spielentwickler geschafft seinen Ruf in so kurzer Zeit zu ramponieren.
    Erst ein ödes Dragon Age 2, dann ein SW: TOR was locker nochmal 6 Monate zum reifen gebraucht hätte und nun ME 3. Man hat keine Zeit eine Joypad Unterstützung in die PC Version einzubauen aber schafft es dann zum Release einen kostenpflichtigen DLC anzubieten. Vom Tritt in die Eier am Ende gar nicht zu sprechen.
    Ich würde mal behaupten, Bioware ist bei EA angekommen.

    1. Du weißt dass ME1&2 ebenso keine Gamepad-Unterstützung hatten? ME3 ist großartig, das ändert das Ende auch nicht und macht es plötzlich zu einem miesen Spiel.

  3. Was die Debatte über das Ende deutlich überlagert:
    Das Spiel hat auch abseits davon genug Schwächen. So werden zum Beispiel Entscheidungen aus den Vorgängern nicht oder sehr inkonsistent behandelt. Dadurch enstehen schon riesige Plot Löcher. Andere Teile des Spiels fühlen sich einfach liebloser oder mit weniger Sorgfalt gemacht an, als noch in den Vorgängern.
    Am Spielsystem an sich gibt es, wie schon zwischen Teil 1 und 2, wieder Verbesserungen und Verschlechterungen. Das Planeten Scannen wird zum Beispiel sicher niemand vermissen. Dagegen sind Fortschrittsbalken, die bei 80% komplett gefüllt sind etwas daneben. Die Multiplayer Maps in die Single Player Kampagne einzubauen fand ich ebenfalls sehr unglücklich.
    Und das viel diskutierte Ende setzt dem Ganzen natürlich die Krone auf. Abgesehen davon, dass es von den Einflüssen und Möglichkeiten sehr frustrierend ist, macht es auch von vorne bis hinten keinen Sinn. Stimmen von angeblichen BioWare (Ex-)Mitarbeitern deuten darauf hin das Spiel sei einfach auf Druck von EA zu früh veröffentlicht worden. Mag sein. Ich sehe aber nur, dass ich als Kunde ein Spiel bekomme, das weder meine Erwartungen erfüllt, noch sich an die Versprechen seitens BioWare hält (bestes Beispiel: ME3 wird kein einfaches A, B oder C Ende haben).
    Alles in allem enttäuschend und trotz massiver Kritik wird sich EA vermutlich an den Plan halten und versuchen die Spieler weiter mit DLCs zu melken. Bonus: Nun wird das als erweitertes Ende verkauft, das sich ja die Fans gewünscht haben. Als ich heute angebliche Informationen zu DLC bzw. einem geistigen Mass Effect Nachfolger gelesen habe standen mir die Haare zu Berge… Man kann nur hoffen, dass nichts davon wahr ist. Und selbst dann bleibt Mass Effect 3 mit seinen Story-Widersprüchen und dem enttäuschenden Ende.

  4. mit meinen 44 jahren habe ich schon einiges an spielen hinter mir, von der amigazeit über nes bis heute. aber noch nie hat mich eine Serie-ein spiel…so sehr in seinen bann gezogen wie mass effect. man wünschte sich fast selbst in dieser welt zu leben, auf der citadell herum zu wandern, auch wenn es nur als Schuhputzer 🙂 wäre. das gefühl der Freundschaft und Verbundenheit zwischen denn charakteren die sheppard begleiten kommt fast greifbar rüber. man will unbedingt dieses Universum retten mit all den liebgewonnenen Aliens und Planeten,so sehr..das man am liebsten das spiel in einem rutsch durch machen will…wenn man nich essen und schlafen müsste. bis auf das ende, dass einen irgendwie hilflos zurück gelassen hat, trotz des updates (spiele auf x-box )ist mein einziger kritikpunkt, dass eine interaktivere Umgebung dem ganze spiel noch die sahnekrone aufgesetzt hätte. lol, würd meine frau wissen wie sehr ich mich in liara verknallt hatte,uff..ich müsste ne Woche hungern

  5. Mass Effect-Serie ist trotz einiger Tiefen ein super Spiel. Ich liebe es und werde es noch sehr laaaaaaange spielen.

    Beim 1er sind die Fahrzeuglevels richtig nervend, was mir oft die Lust raubt.. wird allerdings durch die gute Geschichte und meinen tollen Kameraden im Team wieder wett gemacht.

    Me2 ist der nervtötende Part das scannen der Planeten, was allerdings im Vergleich zu Me1 mit den Fahrzeugleveln erträglich ist. Sonst alles wunderschön.

    Me3 fand ich die Kommunikation mit meinen Teamkollegen nicht so schön wie in den Vorgängern. Ich habe den extended cut noch nicht, aber so wie ich das Ende erleben durfte fand ich es etwas traurig. Endlich kann ich die Reaper zerstören und dann gibt es schlagartig eine Veränderung.. wenn ich die Reaper zerstören will, dann muss ich auch die Geth töten, dabei will ich das nicht. Kontrollieren will ich nicht.. Syntese finde ich das beste, aber leider stirbt Shepard 🙁 den Tod von Shepard verkrafte ich einfach nicht, genauso wenig wie den der Geth 😀 außerdem wollte ich das er und Tali zusammen glücklich werden 😀

    Nichts desto trotz:
    Mass Effect ist und bleibt mein Lieblingsspiel. Die Macher kommunizieren mit den Fans zur Verbesserung und geben sich richtig Mühe. Dafür danke.

    Mass Effect ist ein gelungenes Spiel
    und man hat wirklich sehr lange daran 🙂

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