Veröffentlicht vonKarsten

comppro JoystickDer durchschnittliche Zocker-Nerd – nehmen wir zum Beispiel den Autor dieses Artikels – bekommt abseits der schnöden Gamerei immer dann glänzende Augen, wenn er: a) über Spiele philosophieren darf und b) nostalgischen Gefühlen nachgibt und besseren Gamer-Zeiten nachtrauert.
Kombiniert er nun diese beiden Punkte, dann fühlt sich der besagte Videospiele-Fan wie auf einem Engelstrip Richtung Himmel. Ein multipler Orgasmus für die Sinne. Die heilige Gral-Antwort auf die alles entscheidende Frage: „Wie verbringe ich meine Zeit abseits des Zockens möglichst nerdig?“ – So ein Moment ist einfach … perfekt.

Nennt es ruhig puren Egoismus, aber ich steh auf den multiplen Orgasmus. Ich liebe es, über Games zu quatschen und – wenn mir mal keiner zuhört – darüber zu schreiben. Und ich steh auf Retro. Der Nostalgie nachzugeben ist gerade in unserem Hobby etwas Großartiges. Haltet Euch also fest: Es geht in die Vergangenheit. Meine persönlichen Anfänge als Nerd – Ihr erlebt sie mit. Und beginnen wollen wir mit der großen, grauen Kiste namens Commodore 64.

Aller Anfang ist schwer

Meine Karriere als Videospiele-Nerd begann ich ehrlicherweise auf eine sehr parasitäre Art und Weise. Ein damalig guter Kumpel von mir – Hallo Andreas – bekam zum Geburtstag die coolste Maschine, die Ihr Euch für einen Achtjährigen vorstellen könnt: Das Nintendo Entertainment System – kurz NES. Und mit dabei waren die beiden Games „Super Mario Bros“ und „The Legend of Zelda“.  Wir hatten schlicht keine Chance. Der Lust-Sog des Videospiels hatte uns übermannt. Ab diesem Zeitpunkt verlagerten wir unsere gemeinsamen Verabredungen von dem komischen Ding namens „draussen“ in die gemütliche Wärme seines Zimmers. Ich bin nur froh, dass wir vorher schon oft zusammen unterwegs waren. Mein Gewissen blieb rein, während andere Kids  ihre Freunde gerne mal aufgrund der Besitztümer aussuchten. Wenn er schlafen musste, bin ich zu meinen Eltern, um die spiel-freie Zeit sinnvoll zu nutzen: „Mama, Papa, der Andie hat was Cooles, das will ich auch!!11einseins“ Leider waren meine Eltern nicht sehr vertraut mit den neuesten Technologien. Ich muss ihnen aber zugutehalten, dass sie über meinen Wunsch nachdachten. Sie wollten nur nicht direkt mehrere hundert Mark für den kleinen Knirps ausgeben. Schließlich könnte das ja auch nur eine kurze Spinnerei ihres Sohnes sein. Sie hörten sich aber bei ihren Freunden um und tatsächlich: Jemand verkaufte für wenig Geld so etwas Ähnliches wie einen NES. Und plötzlich war ich Besitzer eines gebrauchten C 64.

Dem Frust folgt Lust

C64_startup_animiertMein Erstaunen war groß als meine Eltern mir freudestrahlend die klobige Kiste ins Zimmer stellten. Keine Spur der filigranen Technik der Japaner. Stattdessen die geballte Kraft westlicher Entwicklungskunst – nur halt ein bisschen veraltet. Und anstatt gemütlich im Bett liegend Mario durch die Welt zu begleiten musste ich nun an einem Schreibtisch Platz nehmen, um mit Maus und Tastatur…..ja was spielte man eigentlich auf so einem Gerät? Schon nach ein paar Tagen dämmerte mir: Kein Mario und auch kein Zelda! Vefluchtes Mist-Ding. Ich muss mich aber an dieser Stelle selber loben: Ich neige dazu, immer das Beste aus einer Situation zu machen und daher wühlte ich mich trotz des ersten Frusts durch den riesigen Haufen an 5¼-Zoll-Disketten, den meine Eltern mit dem 8-Bitter zusammen für mich erworben hatten.

Doch wie so oft, wenn man das erste Mal etwas irgendwo reinschieben möchte: Es ist nicht so einfach, wie man denkt. Und so einfach wie der NES fluppte der C64 leider nicht von der Hand. Das eingelegte Spiel startete nicht direkt, stattdessen öffnete sich eine Startseite mit englischer Sprache. Na das konnte ja noch was werden. Gott sei Dank war die Syntax des C64 sehr überschaubar.

Load“$“,8,1
List
Run

Mit wenigen Befehlen stand einem kleinen, – mittlerweile – neunjährigen Hosenscheißer die (gefühlt) ganze Welt des Gamings offen. Und auch wenn ich noch eine ganze Weile mit einem Auge neidisch auf die NES-Titel meines Kumpels schaute, so bemerkte ich doch mit der Zeit immer mehr Spieleperlen des C 64. Welche das waren, fragt Ihr? Lest weiter.

Defender of the Crown

Wie geflashed war ich von diesem Spiel. Die Mischung aus Strategie und Rollenspiel, garniert mit Actioneinflüssen sah für C64-Verhältnisse schweinegeil aus und machte richtig Laune. Anderen Rittern zeigen, dass man den längeren….ähm….beim Lanzenstechen hatte, holde Jungfrauen befreien und mit diesen ebenfalls in einer abschließenden Sequenz „Lanzenstechen“ spielen – das perfekte Spiel für einen kleinen Knirps wie mich. Spaß beiseite: Der Kampf gegen die anderen Lords des Landes um die Krone Englands ist einer der absoluten Höhepunkte auf dem 8-Bitter. Kein Wunder, dass der Titel mehrfach auf die verschiedensten Plattformen portiert wurde. So gut, wie auf Amiga, C64 und Co war das Spiel danach aber nie wieder.

Pirates!

Ich kenne immer noch den einen oder anderen Spieler, für die Pirates! das beste Spiel aller Zeiten darstellt. Dem hundertprozentig anschließen mag ich mich zwar nicht, aber die Mischung aus Rollenspiel, Wirtschaftssimulation und Strategiespiel hat mich damals auch richtig begeistert. Ihr übernehmt in dem Spiel die Rolle des Kapitäns einer Piratenmeute in der Karibik des 16. bis 18. Jahrhunderts. Durch Kaperfahrten erlangt Ihr Ansehen bei vier europäischen Großmächten und häuft zudem eine ganze Menge Reichtümer an. Mich hat am meisten die Handlungsfreiheit in Pirates! begeistert. Ob ich vergrabenen Schätzen nachjage, lang verschollen geglaubte Familien wieder einige, oder die Großmächte gegeneinander ausspiele – das Spiel schenkt mir Freiheiten und überrascht gleichzeitig durch eine einzigartige dynamische Spielwelt. Der gute Sid Meier hat hier etwas Großes geschaffen. Erfreulicherweise wurde das Remake Sid Meier’s Pirates! 2004 durchaus ordentlich umgesetzt.

Zak McKracken / Maniac Mansion

Fans mögen es mir verzeihen, dass ich nicht für jedes Spiel einzeln ein eigenes Kapitel aufmache. Die nächsten beiden Titel sind zwei absolute Kracher des C64 und die Vorboten der Schöpfungskraft von Lucasfilm Games (jetzt LucasArts). Maniac Mansion ist 1987 erschienen und ebnete durch seine innovative Bedienung allen folgenden Adventures den Weg des Erfolges. Beide Titel verfügen über genau die Zutaten, die wir uns auch heute noch von einem Adventure wünschen: Durchgeknallte Figuren, geiler Humor und knifflige Rätsel. Bei ZacMcKracken erinnere ich mich auch noch genau, dass ich den Titel nie durchgespielt habe, weil ich als kleiner Bub, der ich damals war, nie herausgefunden habe, wie ich den Spielstand auf diese blöde Diskette speichern konnte. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, das Spiel diverse Male in das Laufwerk einzulegen und von vorne zu beginnen.

Weiter geht’s auf der zweiten Seite mit The Great Giana Sisters, International Karate Plus und The Last Ninja.

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21 Kommentare

  1. Ich muss gerade feststellen, das ich auch alle Spiele (außer Soccer) in deiner Auflistung ohne Ende gespielt habe.

    Vor allem die *** Games Spiele (inkl. Sex Games *grins*), Bubble Booble und Pirates!

    Der direkte grafische Vergleich von Defender of the Crown auf dem C64 und dann auf dem Amiga 500 war für mich der Kaufgrund in die Welt von Amiga einzusteigen 😀

    1. Es ist Load“$“,8 ohne ,1.
      ,1 muß man nur mit angeben, wenn man Programme absolut in den Speicher laden will.
      Bei der Inhalsangabe/Directory einer Diskette ist das nicht notwendig.

      Aber auch für mich sind Zak McKracken / Maniac Mansion die besten Spiele, die jemals das digitale Licht der Welt je erblickt haben. Und Katakis!

      10 forx0to15
      20 poke53280,x
      30 nextx
      40 goto10

    2. das ,8,1 hat aber auch funktioniert, oder? ich kann mich nicht erinnern, nur mal ,8 eingegeben zu haben….wie gesagt, ich war ein kleiner Knirps und ich wußte nicht, was ich tat 😛

  2. Sehr schöner Artikel.
    Ich kann mich an jedes dieser Spiele bestens erinnern. Tolle Klassiker.
    Ich hasse Fußball aber MP Soccer war einfach klasse.
    Und die Sportspiele von Epyx..hach…so was wirds einfach nicht mehr geben…
    Last Ninja…ich hatte den ersten Level noch auf Tape…und war der einzige in der Schule der wusste wie man beim Drachen am Ende durchkam…
    Diese Erinnerungen…

  3. hello, schöner Artikel 🙂

    Bin auch mitn Brotkasten groß geworden!
    sei mal lieber froh das es nen C64 und kein NES wurde 😀

    „Mein Erstaunen war groß als meine Eltern mir freudestrahlend die klobige Kiste ins Zimmer stellten. Keine Spur der filigranen Technik der Japaner. Stattdessen die geballte Kraft westlicher Entwicklungskunst – nur halt ein bisschen veraltet. Und anstatt gemütlich im Bett liegend Mario durch die Welt zu begleiten musste ich nun an einem Schreibtisch Platz nehmen, um mit Maus und Tastatur…..“

    das versteh ich aber nicht so wirklich. Das Kabel eines Competition Pro´s war ja wohl lang genug um auch auf der Couch/Bett oder wo auch immer zu chillen. Ok zum laden mal ein paar tasten betätigen und ggf. ewig aufs laden warten wenn nur ne Datasette vorhanden war.

    Aber wtf, wozu wirklich das Argument Maus einwerfen!? Hört sich so an, als ob man die wirklich zum daddeln gebraucht hätte 🙁 Hat man aber nullinger benötigt 😉

    Mich persönlich hat Space-Taxi noch wirklich gerockt. HEY TAXI! Und schon trieb es die Schweißperlen aus den Poren in höheren Leveleln mit dem blick aufs „Fuel“ und der Hoffnung das der Mikroschalter eines Competition Pro´s nicht genau bei der Landung aufgibt ^^

    Summer/Winter/California-Games find ich noch erwähnenswert, eine echte Herausforderung für jeden Joystick und jede Sehnenscheide 😀

    Ich weiss auch wieso Conrad so groß rausgekommen ist, die hatten nämlich die Mikroschalter im Zubehör fürn Competition pro 🙂

    1. Da hätte ich mein Zimmer aber ganz schön umräumen müssen, damit das von der Länger her gepasst hätte „grins“…..btw….Summer/Winter/California- UND World-Games findest du auf Seite 3 des Artikels 😛

  4. Sehr geil der bericht. hat mir richtig spass gemacht ihn zu lesen, besonders der alten zeiten wegen. das du damals schon ne maus bei deinem c64 dabei hattest, fand ich doch eher erstaunlich. in meinem karton lagen nämlich nur ne menge joysticks^^. gebraucht hätte ich die maus aber eh nie, da ich mich absolut nicht mit geos oder sonstigem beschäftigt habe. beim turrican video zeigst du uns leider nur den titelscreen vom amiga. für nicht eingeweihte vielleicht ein wenig verwirrend. Zumal der c64 ja auch nen schickes gezeichnetes intro hatte, zumindest in turrican 2. welches video ich noch verdammt geil fand, war das intro zu last ninja 3. bombastisch für diese zeit. sollte sich jeder mal zu gemüte führen auf you tube. ansonsten danke für den rückblick in eine wunderbare zeit.

  5. echt toller Artikel!

    Bis zu genau diesem Moment habe ich mich nicht mehr an The last Ninja erinnert.
    Ich kann mich auch nur noch vage daran erinnern, war damals noch n kleener Stöpsel und fande es waaaahnsinnig toll.
    In Erinnerung ist mir noch, dass ich es ultra schwer fand… ob dem so war sei mal dahingestellt.. ich fürchte ja, dass ich es einfach nicht drauf hatte – geil war es trotzdem 😀

    Gespielt habe ich alle der hier aufgeführten Spiele, wobei DotC („Kaiser“ war auch toll..) mich wohl mit Abstand am längsten gefesselt hat. Da weiss ich sogar noch, dass man mit Wulfric the Wild beim Tunier tricksen konnte, indem man bei der Tunierplatzansicht den Mauszeiger über so nen kleinen Strohwagen gehalten hat und anschliessend mit der Lanze immer getroffen hat..

    Danke für den Retrobericht, hat mein Unterbewusstsein mal wieder umgekrempelt..

  6. Ich fühle mich in meine Kindheit versetzt und habe soeben einen deiner beschriebenen wundersamen großartigen Momente 🙂

  7. Hehe, alle die im Artikel Spiele bis zum geht-nicht-mehr gespielt. Wer Ghost n Goblins gepackt hat, wird sich sicher heute noch fragen kann, wie man über den WoW Schwierigkeitsgrad jammern kann. Diese Leute hätten nicht mal das 1. Level überlebt. Mit Cheat.

    Schade eigentlich, dass einzige Spiel was mich so richtig wieder reingezogen hat war Demon’s Souls, bezeichnenderweise auf einer asiatischen Konsole. Ansonsten kann sich nichts mit den Spielen messen. Ok.. vielleicht noch Wings vom Amiga 500. 😉

  8. Ja der c64… da muss ich dann doch auch mal meinen ersten Comment abgeben^^

    Wir haben damals neben den von Dir gennten Titeln auch noch viele andere Spiele die Nächte durch gezockt. Spiel wie z.B. GI Joe, River Raid, Boulder Dash, Götterdämmerung, Oil Imperium, Impossible Mission,…

    Und der Bubble Bobble Spieler in den Youtube-Video ist wohl der miesete Spieler aller Zeiten…^^

  9. Genial Herr Scholz,

    schön geschrieben und nahezu alle wichtigen Titel jener Zeit reingebracht. Kennst du auch noch Mafia? Und dieses „Schach“spiel… Archon? Die waren noch der Hammer 🙂

    Eigentlich sollte man die alten Kisten noch mal rauskramen… *seufz* einestages….

    Und wenn der Meiers Sid mal wieder nix zu tun hat, könnte er ruhig noch mal nen Pirates machen – besser geht immer.

    Danke jedenfalls für die schönen, aufgefrischten Erinnerungen!

  10. Bei mir hat es mit dem C16 mit Datasette angefangen *rofl*. Dann C64 und NES.

    Bubble Bobble und Pirates! waren einfach nur der Hammer. Der Beginn einer großen Zockerleidenschaft.

    1. Oo – so genau lest ihr die Artikel. Summer und Winter Games stehen auf Seite 3! 😛

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