Benny 2019: Brettspiele mit Miniaturen spielen, Kindern Zöpfe flechten und am PC mehr programmieren als Videospiele spielen. Zeiten ändern sich. Veröffentlicht vonBenny Matthiesen

Schon die alten Londoner wussten: Ein Tower muss etwas verteidigen. Die Tower Defense war geboren. Jahrhunderte gingen ins Land und Videospiele wie Starcraft und später Warcraft 3 griffen das Prinzip der unterhaltsamen Verteidigungsstrategie mithilfe unterschiedlichster Abwehranlagen auf. Sanctum packt noch eine Portion Ego-Shooter oben drauf und ist mit dem Mehrspielermodus für bis zu vier Türmchenbauer auch für gesellschaftsfähige Wochenendzocker geeignet.

Bau mir ein Türmchen

Haus und Hof lassen sich auf die unterschiedlichste Art und Weise verteidigen. Während in Plants vs Zombies eine clever gepflanzte Flora für die Unversehrtheit des eigene Gehirns sorgt, kämpft Ihr im Free2play-Shooter Team Fortress 2 mit brachialer Waffengewalt ums Überleben. Sanctum verbindet diese beiden Prinzipien zu einer Tower Defense mit Ego-Shooter-Anteil.

In der Draufsicht springt Ihr durch Teleporter auch während der Gefechte von einem Ende der Karte zum anderen.

Grundlegend müsst Ihr in einer bunten 3D-Welt das Überleben des „Kerns“ sicherstellen. Dies schafft Ihr jedoch nur, indem Ihr die Wellen feindlicher Kreaturen auf dem Weg zum Kern zurückschlagt. Zu Beginn einer jeden Runde blickt Ihr von oben herab auf die in einzelne Kacheln aufgeteilte Spielfläche. Jede dieser Kacheln kann mit einem Block-Element und Verteidigungsturm bestückt werden. Rücken die Feinde an, umgehen sie Blöcke und werden von den Türmen attackiert – bis zum Tode. So einfach kann es sein.

Doch im Gegensatz zur klassischen Tower Defense errichtet Ihr Euer Labyrinth von Schussanlagen nicht aus der Draufsicht, sondern steuert stattdessen eine adrette junge Dame durch die 3D-Umgebung. Indem Ihr Eure linke Maustaste gedrückt haltet, errichtet Ihr einen neuen Turm auf der Kachel, die sich im Zentrum Eures Bildschirmes befindet. Der mehrstufige Ausbau geschieht auf die gleiche Weise – dabei erhöhen sich mit jeder Ausbaustufe nicht nur Schaden und Reichweite, sondern auch die Credit-Kosten der Anlage. Haltet Ihr hingegen die rechte Maustaste gedrückt, wird das Errichtete wieder abgerissen – einen Teil seiner Baukosten erhaltet Ihr auf Eurem Konto gutgeschrieben. Das klingt nicht nur simpel, sondern geht trotz Dreidimensionalität erstaunlich gut von der Hand.

Unterschiedliche Türme nutzen die Schwachstellen der Feinde unterschiedlich stark aus.

Für Abwechslung im Aufbau-Part sorgen die unterschiedlichen Gebäudetypen. Während ein einfaches Geschütz mit schnellen Feuerstößen geringen Schaden verursacht, brennen Laser-Kanonen mit gezielten Schüssen verheerende Löcher in die Rüstung der Angreifer; allerdings muss sich der Turm nach jedem Schuss mehrere Sekunden abkühlen. Somit liegt es bei Euch, welche Anlagen Ihr zur Verteidigung des Kerns einsetzt. Natürlich müsst Ihr hierbei auf die besonderen Eigenschaften der anrückenden Gegnerwellen achten. Nur wer gut vorausplant, hat eine reale Chance. Und darin liegt der Reiz eines jeden Tower-Defense-Spiels.

Über Kimme und Korn

Die drei Waffen können einzeln verbessert werden. Zielwasser trinken und kritische Treffer austeilen!

Doch wo andere Titel sich mit dem Aufbau der Verteidigung begnügen, drückt Euch Sanctum drei unterschiedliche Schießprügel in die virtuellen Hände. Sobald Ihr mit Eurem Turm-Labyrinth zufrieden seid, oder Euch die Credits ausgegangen sind, startet die Angriffsrunde. Und Ihr stürzt Euch mitten ins Gefecht. Mit einem schnell schießenden MG durchsiebt Ihr Eure Feinde, das Scharfschützengewehr lässt Euch zielsicher die Schwachstellen der klobigen Angreifer anvisieren – bäm, kritischer Treffer, doppelter Schaden –, die Frostwaffe verlangsamt hingegen einzelne Ziele oder friert ganze Gruppen ein.

Wie im Shooter-Genre üblich verfügen die Waffen über zwei Schussmodi; lediglich das Scharfschützengewehr schaltet mit einem Klick der rechten Maustaste in den Zoom-Modus. Kein Gefühl ist befreiender, als der Adrenalinschub, der den Körper durchströmt, wenn Ihr dem letzten Gegner nur wenige Zentimeter vor dem zu schützenden Kern mit einem gezielten Schuss das Licht ausknipst. Herrlich. Am Ende einer jeden Runde winken Credits, die Ihr in den weiteren Ausbau der Türme oder Waffen stecken könnt.

Neu, ja neu sind alle meine Feinde

Die Grafik von Sanctum kann mit den heutigen Standard nicht mithalten; dafür ist sie umso zweckdienlicher. Bauflächen erkennt Ihr schon aus weiter Entfernung und die Schwachstellen der Gegner lassen sich leicht ausmachen: Wenn es rot pulsiert, versucht es zu treffen. Ohnehin haben die Entwickler beim Gegner-Design nicht auf Schönheit, sondern auf Unterscheidbarkeit geachtet. Die klobigen Viecher unterscheiden sich nicht nur in ihren Eigenschaften, sondern auch in grundlegenden Formen. So erkennt Ihr auf einen Blick, welche Feinde Ihr lediglich mit durchschlagkräftigen Geschützen beharken solltet und welche durch gut platzierte Bomben im Rudel weggefegt werden können. Simpel und eingängig.

Im Mehrspielermodus baut Ihr mit bis zu drei Freunden Tower-Labyrinthe.

Der Mehrspielermodus für bis zu vier Türmchenbauer rundet das Gesamtpaket ab. Auf den einzelnen Karten, die Ihr allein nach und nach freischalten könnt, sorgt Ihr gleichzeitigt mit Euren Freunden für eine ausgeklügelte Abwehr und schlagt als Mini-Armee in den Angriffsrunden die Feinde in die Flucht. Wo der Einzelspielermodus nach einigen Stunden aufgrund der doch recht beschränkten Gegner- und Turm-Auswahl eintönig wird, trumpft das Spiel mit Freunden richtig auf. Nur wer neben der Bauphase auch den Action-Part gut koordiniert und sich per Sprachkommunikation abspricht, hat auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade eine Chance, alle Wellen unbeschadet zu überstehen. Oder Ihr stürzt Euch gleich in den Endlosmodus.

Spiel: Sanctum | Preis: 14,99 Euro| Plattform: PC  Steam (Demo)

FGeht soazit: Sanctum ist für Fans der Tower-Defense-Modifikation eines Warcraft 3 einen Blick wert. Ein undurchdringliches Labyrinth zu errichten, ist aus der Ego-Perspektive mindestens so interessant wie aus der Draufsicht. Zumal Ihr dank der Shooter-Komponente gehörig Einfluss auf den Ausgang einer Runde nehmen könnt. Die detailarme Grafik ist dabei verschmerzbar. Lediglich die geringe Auswahl an Türmen und Gegnern trübt die Langzeitmotivation. Bis zur Veröffentlichung von  Dungeons Defenders ist Sanctum allerdings fraglos eine unterhaltsame Tower Defense.

Beteilige dich an der Unterhaltung

6 Kommentare

  1. Hey Benny!
    Super Entscheidung das Spiel zu spielen – auch wenn das Fazit leider gerechtfertigt ist.
    Dennoch ein unterhaltsames Spiel.

    Und das Video ist top ^^
    Wir haben neulich nen 4er Koop gespielt und aufgenommen – das Video reiche ich dann noch nach 😉

  2. hiho
    ich weiss nicht ob das ein fehler oder ein querverweis ist aber
    „Spiel: Die Siedler Online | Preis: 14,99 Euro| Plattform: PC Steam“ kommt mir etwas fehl am platz vor 😉

    ansonsten hört sich das doch ganz interessant an.. gibts das game auch für ps3?

  3. Danke für den gelungenen kleinen Einblick, Benny. 🙂

    Trotzdem macht mich das Spiel immer noch nicht an. 🙁 Ich warte dann mal weiter auf „Orks Must Die!“ und „Dungeon Defenders“ (das nach über einem Jahr auf mal auf dem PC erscheinen soll… *grummel*). Oder will mal wieder jemand eine Runde Wheel of Time im Multiplayer spielen? 😉

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