Benny 2019: Brettspiele mit Miniaturen spielen, Kindern Zöpfe flechten und am PC mehr programmieren als Videospiele spielen. Zeiten ändern sich. Veröffentlicht vonBenny Matthiesen

Ich freu mir wie ein Schnitzel. Nach langem Warten kann ich Dungeon Defenders nun endlich in meinen Händen halten. Auf dem Android-Smartphone bastele ich Verteidigungsanlagen, um Wellen garstiger Comic-Monster abzuwehren, rüste meine knuffigen Helden aus und verteile Talentpunkte in gebührender RPG-Manier, um mit Zauberstab und Knüppelkeule selbst am Schnetzelfest teilzunehmen. Dungeon Defenders ist die Offenbarung für Freunde einer gepflegten Runde Tower-Defense-Action-Coop-RPG – und am 19. Oktober 2011 kommt das bunte Spektakel auch auf den großen Bildschirm für PC, Mac und Xbox. Wochenendzocker schauen sich vorab die kostenlose Mobile-Version an.

Das Prinzip Tower Defense

Türmchen und Verteidigungsanlagen baut Ihr über Ringmenüs.

Spätestens seit dem durchschlagenden Erfolg des Echtzeitstrategiespiels Warcraft 3 und dessen zahlreichen Zusatzmodifikationen und von Spielern gefertigten Karten hat sich der Begriff Tower Defense für unterhaltsame Massenschlachten mit Verteidigungsanlagen und anrückenden Gegnerwellen etabliert. Und dabei ist das Spielprinzip so simpel wie gut: Der Spieler errichtet mithilfe eines Baumeisters Turmstellungen, die anschließend vollkommen selbstständig feindliche NSCs unter Beschuss nehmen, während sich die computergesteuerten Einheiten einem Zielpunkt nähern. Gelangen die auf festen Wegen laufenden Gegner zum Ziel, ist die Tower Defense verloren. Ausbaumöglichkeiten der eigenen Anlagen sowie unterschiedliche Schadensarten sorgen für taktische Herausforderungen.

Dungeon Defenders greift dieses einfache Konzept hervorragend auf. In einer knuffigen Comic-Welt müsst Ihr mit einem von vier verschiedenen Helden Euren Machtkristall schützen. Dabei dienen Krieger, Magier, Jägerin und Mönch sowohl als Baumeister, mit jeweils ganz eigenen Verteidigungsanlagen, als auch als Kämpfer, die mit Waffen und Zauberkraft selbst am Kampf teilnehmen können. Begrenzte Manavorräte stellen dabei sicher, dass die kleinen, fest vorgegebenen Dungeon-Level von Euch nicht komplett zugebaut werden können.

Bauplanung

Übersicht auf der Übersichtskarte.

Zu Beginn einer jeden Runde gilt es jedoch erst einmal, die Umgebung zu erkunden: Wo gelangen die NSC-Monster in die Spielwelt, auf welchen Wegen kommen sie zum Machtkristall und wo finden sich die wenigen Schatzkisten, aus denen Ihr zu Beginn einer jeden Runde neues Mana bekommt? Sobald die Laufwege ausgekundschaftet sind, platziert Ihr erste Turmstellungen. Dabei kommt die Bauphase ganz ohne Zeitdruck aus – und das ist auch gut so. Je länger Ihr eine Karte spielt, desto umfangreicher werden die Ausbau- und Reparaturarbeiten im Dungeon.

Das nötige Mana vorausgesetzt, errichtet Ihr mit der Zeit immer effizientere Verteidigungsanlagen: schießende Türme, einfache Barrikaden und Fallen sorgen für Abwechslung. Die Platzierung, Ausrichtung und nachträglicher Ausbau gehen dabei über Ringmenüs und dank der Touch-Screen-Oberfläche sehr angenehm von der Hand. Auf dem 4,3 Zoll großen Bildschirm des Samsung Galaxy S2 sind die Steuerungssymbole der Ringmenüs und das digitale D-Pad treffsicher zu bedienen. Einziger Wermutstropfen: Knubbelfinger verdecken gelegentlich wichtige Anzeigen der Spieloberfläche.

Prügeln und schießen

Vier Helden mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Waffen.

Bei all der bedächtigen Planung kommt die Action zum Glück nicht zu kurz. Euren putzigen Helden steuert Ihr über ein digitales D-Pad durch die 3D-Welt. Das funktioniert nach kurzer Eingewöhnung auch ausgesprochen gut. Schnell rennt und springt Ihr von einer Ecke der Karte in die andere. Während der Trockenübung könnt Ihr Euch mit der Steuerung des Helden vertraut machen. Hierbei gilt: Die Finger der linken Hand steuern den Avatar; die rechten Stummelchen lösen Angriffe und Spezialmanöver aus. Sobald Ihr bereit seid, dürft Ihr am Machtkristall die nächste Runde starten.

Sogleich stürmen Gegnerwellen an den vorgegebenen Punkten den Dungeon. Steht Eure Verteidigung, sollte auf den einfachsten Schwierigkeitsgraden kein Feind zum Zentrum der Karte, dem Machtkristall, gelangen. Andernfalls greift Ihr selbst ins Geschehen ein. Während Recken wie der Magier problemlos aus der Ferne Schaden anrichten können, stürzt sich der Krieger direkt ins Getümmel. Dabei müsst Ihr jedoch immer den Lebensbalken des Helden im Auge behalten, schließlich schlagen Goblins, Oger und Co. sofort zurück. Ein unachtsamer Tod wird mit einer zehnsekündigen Auszeit bestraft; anschließend erscheint Ihr mit neuer Lebenskraft, aber ohne Mana am Machtkristall.

Eine Prise Rollenspiel

Stufenaufstieg bedeutet Talentpunktvergabe.

Gibt es überhaupt noch ein Genre, das ohne Rollenspielelemente wie Erfahrungspunkte, Talentbäume und Ausrüstungswahn auskommt? Was in einem Bad Company 2 und Fifa 12 funktioniert, sorgt auch in Dungeon Defenders für Langzeitspaß. Mit jedem erschlagenen Feind, mehrt sich Euer Erfahrungspunktekonto. Dabei ist es egal, ob Ihr aktiv daran beteiligt seid, oder Eure Türme die Drecksarbeit erledigen lasst. Stetig füllt sich die Exp-Leiste am unteren Rand des Bildschirms. Der unausweichliche Stufenanstieg lässt Euch für jeden Helden separat Talentpunkte vergeben. Hierdurch steigert Ihr beispielsweise die Kampfkraft Eures Alter Egos oder die Wirksamkeit der Türme. Zudem vergrößert Ihr mit jeder neuen Stufe die Größe Eures Mana-Pools, sodass Ihr immer teurere Verteidigungsanlagen und Ausbaustufen erschaffen könnt.

Und wer tötet, der darf auch looten. Schnell füllt sich der Dungeon mit Beute, die erschlagene Feinde zurücklassen. Eine einfache Farbkodierung zeigt Euch dabei, ob ein Gegenstand eine Verbesserung (grün), gleichwertig (gelb), eine Verschlechterung (rot) oder noch nicht anzulegen (grau) ist. Übersichtlicher geht es kaum. Nützliche Items legt Ihr mit einem Fingertipp direkt an, schlechte Beute landet in der Bank – vollkommen nutzlos ist diese schließlich nicht. Dabei steht Dungeon Defenders einer Hack’n’Slay-Loot-Pinata im Stile eines Diablos in nichts nach: Ihr werdet mit Gerümpel zugeschüttet, sodass sich nach jeder Kampfphase erst einmal eine ausgiebige Loot-Runde anbietet.

Lobby und Item-Shop

Der Ingame-Shop bietet enorme Spielerleichterung.

Zwischen den einzelnen Dungeons mit ihren mehrstufigen Gegnerwellen könnt Ihr in einem beschaulichen Zuhause Eure Zeit verbringen. In der 3D-Lobby dürft Ihr an Übungspuppen Euren DPS-Wert austesten (Ja, Dungeon Defenders liefert den eingebauten Piephahn-Vergleich direkt mit) oder in aller Ruhe Euren Banktresor auf der Suche nach besserer Ausrüstung inspizieren. Alle Gegenstände, die Ihr während der Tower-Defense-Runden in die Bank verfrachtet habt, können hier an den Helden zurückgegeben oder gegen eine Ingame-Währung eingetauscht werden. Richtig gelesen: Im mitgelieferten Item-Shop könnt Ihr bessere Ausrüstung oder tierische Begleiter erstehen, die Euch im Kampf gegen Dungeon-Stürmer unterstützen. Die Ingame-Währung erhaltet Ihr aber nicht nur durch den Verkauf ungenutzter Beute. Selbstverständlich dürft Ihr auch zum Portemonnaie greifen. Geldeinsatz lohnt sich; alternativ müsst Ihr viel Zeit mitbringen.

Vier Dungeon Defender sollt Ihr sein

Im Mehrspielermodus baut Ihr mit bis zu drei Freunden Tower-Labyrinthe.

Übrigens, Dungeon Defenders lässt sich auch online oder im LAN mit bis zu vier Comic-Helden auf einer einzigen Karte spielen. Gesichert wird der Spaß über Gamespy. Somit wird das Android-Smartphone zur portablen Spielkonsole mit Online-Zugang. In den offenen Kämpfen mit Fremden oder organisierten Schlachten mit Freunden kommen Eure ganz normalen Helden zum Einsatz. Diese dürft Ihr übrigens auch während der Verteidigungsrunden wechseln, um unterschiedliche Fähigkeiten und Türme miteinander zu kombinieren.

Dungeon Defenders für PC, Mac, Xbox

Die PC-Version trumpft mit besserer Grafik auf.

Und als Rauskicker der heutigen Wochenendzocker-Ausgabe muss einmal mehr die Schleichwerbung für Steam herhalten. Während Ihr Dungeon Defenders für Android-Smartphone in der First-Wave-Edition vollkommen kostenlos zocken dürft, erhalten PC-, Mac und Xbox-Spieler am 19. Oktober 2011 nach monatelanger Verspätung endlich den großen Bruder des Tower-Defense-Action-RPGs. Mit Xbox-Controller oder Maus und Tastatur sowie aufgebohrter Grafik wird Dungeon Defenders sicher noch einmal richtig auftrumpfen. Allerdings werden die Entwickler von Trendy Entertaiment hierfür einen kleinen Obolus verlangen: 10-15 Euro. Ich bin mir sicher, dass wir Ninjas zum Start der PC-Version von Dungeon Defenders noch einmal ausführlich in die neue Version schauen werden. Ehrlich.

Spiel: Dungeon Defenders: First Wave | Preis: kostenlos (Android), 2,99 $ (iPhone) | Plattform: Android Smartphone, iPhone

Daumen Hoch!Fazit: Beeindruckend, was diese kleinen Teufelsmaschienen heute alles leisten können. Dungeon Defenders ist fraglos eines der umfangreichsten und schönsten Spiele für die aktuelle Generation der Smartphones. Die Mischung aus Tower Defense und Action-RPG fasziniert ab der ersten Minute. Die Charakter-Entwicklung und das ausgeklügelte Taktiksystem dank unterschiedlicher Helden, verschiedener Verteidigungsanlagen und individueller Schwachstellen der Gegner sorgen für Langzeitspaß. Zudem kommen auch Statistik-Fans zum Abschluss einer jeden Runde auf ihre Kosten: So viel Informationen über absolvierte Schlachten, Erfolge und Errungenschaften findet Ihr in kaum einem anderen Spiel.

Geht soDoch ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Touch-Screen-Eingabe ist zwar sehr gut umgesetzt und reagiert flüssig, dennoch nehmen einem die eigenen Finger immer wieder die Übersicht. Zudem saugt Dungeon Defenders den Smartphone-Akku in Windeseile leer. Eine schwache Anpassung für das Samsung Galaxy S2 sorgt dafür, dass Ihr nur mit Feuerschutzhandschuhen in das Dungeon-Abenteuer starten könnt: Die Hitzeentwicklung ist enorm. Erst das umständliche Heruntertaken der 2-Kern-CPU von 1,2 Ghz auf 800 Mhz sorgte für angenehm kühle Hände und einen moderaten Stromverbrauch. Die 3D-Darstellung blieb dabei flüssig.

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11 Kommentare

  1. Kann man das Spiel auch zwischendurch mal 5-10min spielen bzw. mitten drin abspeichern?
    Ich bin inzwischen ein ganz fieser Casual Gamer geworden 😉

    1. Innerhalb einer Karte kann man nicht speichern. Allerdings dauert so eine Karte mit 5-10 Wellen auch nur 15 Minuten, wenn man weiß, was man macht.

    1. Da warte ich schon gut ein Jahr drauf… 😉 Hoffe die PC-Version kommt dann auch am angesetzten Termin, und nicht erst nach einer weiteren Verschiebung.

  2. Gerade auf Steam gesehen, dass man Dungeon Defenders nun mit 10% Rabatt vorbestellen kann inkl. Steam exclusive DLC (ein Schimpfwort!) 😉

    Portal Gun und Team Fortress 2 Pets? 😀

  3. Moin,

    also was neues ist es ja nicht, denn Dungeon Defender gibt es schon lange als Flashspiel kostenlos für jeden Online. Ich glaube von Kongregate damals rausgebracht. War nur logisch, dass es dafür bald eine App gibt.
    Gut, hat sicherlich eine bessere Grafik und wahrscheinlich auch ein besseres Gameplay, aber trotzdem, so die Neuheit ist es jetzt nicht für mich.

    Grüssle
    von Defense-Tower

    1. Eine famose Behauptung, die beiden Spiele gleichzusetzen. Nach diesem Prinzip könnte man auch behaupten, alle DD-Spiele spielten sich wie die erste Verteidigungskarte. Bis auf den ähnlichen Titel haben die Spiele nur wenig gemein – gut, sie sind Defense-Karten. 😉

  4. kann man bei dungeon defender für Pc überhaupt speicher , weil jedes mal wenn ich zocke und den Ausmache ist mein Spielstand weg Helft mir (:

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