Benny 2019: Brettspiele mit Miniaturen spielen, Kindern Zöpfe flechten und am PC mehr programmieren als Videospiele spielen. Zeiten ändern sich. Veröffentlicht vonBenny Matthiesen

Gibt es etwas Schöneres, als der Entstehung neues Videospiellebens beizuwohnen? Mit der Alphaversion des Aufbau-Wusel-Knuffel-Sandbox-Siedler-RPG-Wirtschafts-Quest-Spiel Stonehearth habt Ihr jetzt die Gelegenheit. Am 31. Dezember letzten Jahres erblickte dieses feine, via Kickstarter überfinanzierte Kleinod das Licht der Welt. Noch ganz unbedarft, kaum zum Spielen bereit und voller Fehler.

Eines haben der Hype um Kickstarter im vergangenen Jahr und der Hype um Pixelspiele gemeinsam: Beide habe ich anfänglich ignoriert, stand ihnen mit Unverständnis gegenüber und konnte die Faszination daran, etwas vorab zu finanzieren oder in veraltet anmutende Spielwelten einzutauchen, nicht nachvollziehen. Und doch bin ich beidem letztendlich verfallen – viel zu spät, ganz uncool als Nachzügler. Während unser Flo im Alleingang so ziemlich jedes anstehende Videospiel der nächsten 20 Jahre finanziert hat, habe ich mich nach monatelanger Weigerung für einige ausgewählte Titel entschieden. Das erste von mir finanzgezeugte Baby hat es nun aus der Ankündigungs- und Planungsphase hinaus geschafft und ist seit dem 31. Dezember in einer ersten Alphaversion spielbar.

Stonehearth setzt auf das Pixel-Voxel-Was-auch-immer-Aussehen so erfolgreicher Spiele wie Minecraft und verspricht, das Genre der zufallsgenerierten Sandbox-Welten um einen echten Aufbau- und Wirtschaft- und RPG-Part zu ergänzen. Im Klartext bedeutet das, dass Ihr als unsichtbare Gottheit die Geschicke Eurer Untergebenen lenkt, für deren Wohl sorgt und Siedlungen in voxeligen 3D-Landschaften aus dem Boden stampft. Mal nach vorgegebenen Bauplänen, mal völlig frei Hand. Rollenspielelemente wie Charakterwerte eines jeden Bewohners Eures Reiches, mehrstufige Karrieremöglichkeiten für die kleinen Wuseldiener sowie Monsterinvasionen und Boss-Gegner sollen Stonehearth von der Massen an Sandbox-Pixelwelten abheben.

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Das klingt doch sehr nach dem vielversprechenden, aber teils arg enttäuschenden CubeWorld. Gemein ist den unabhängigen Spieleentwicklern nämlich der Mangel an Kreativität. Und das meine ich gar nicht mal so negativ, wie es sich vielleicht anhört. Letztendlich beschränkt sich Stonehearth wie auch alle anderen Vertreter darauf, bekannte Versatzstücke aus den unterschiedlichsten Genres zu kombinieren und so vielleicht nichts aufregend Neues, aber dafür umso spielenswerteres zu schaffen. Ganz so wie Blizzard, versteht Ihr?

Die inzwischen mehrfach aktualisierte Alphaversion zeigt dabei nicht mehr als das Grundgerüst des Spiels. Lediglich rudimentäre Elemente sind in dieser spielbar: Nahrung und Holz können herbeigeschafft werden. Lediglich der Beruf des Schreiners ist in seinen ersten Anfängen verfügbar und selbst die Behausungen der Einwohner beschränken sich auf vier Wände ohne Dach. Gut, dass es noch keine Wettereffekte gibt.

Warum mich Stonehearth in diesem frühen Stadium dennoch fasziniert, liegt schlicht in der Präsentation des Spiels und noch viel mehr in meiner Phantasie begründet: Hintergrundmusik, die Platzhaltermenüs und das Wuselvolk üben einen Charme aus, dem man als Fan von Aufbauspielen und verklärter Mittelalterromantik einfach erliegen muss. Zudem haben die Entwicklerbrüder während ihrer Kickstarter-Kampagne ausführlich über Ziele und Inhalte des Spiels gesprochen. Das Gewinnerargument für mich ist aber die offene Entwicklung: 3D-Modelle für die Voxel-Engine und weitere Elemente wie die gesamte Benutzeroberfläche sind so angelegt, dass sie von den Spielern verändert werden können. Bäm. Sandbox. Bleibt nur zu hoffen, dass die Veröffentlichung im September 2014 eingehalten werden kann. Bezahlt ist es schließlich schon.

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