Veröffentlicht vonLars

Cthulhu Saves The World - Opening BildschirmBeginn der 90er erlebte das Rollenspiel-Genre eine Blütezeit auf heimischen Konsolen: Große Titel wie Final Fantasy IV, Shining Force 2 oder Secret of Mana fesselten Millionen von Zockern vor den Fernseher. Jahre sind vergangen und inzwischen wurde die Grafikschraube im Rollenspiel-Sektor immer weiter angezogen. Das eine schicke 3D-Optik nicht alles ist, möchte die erst kürzlich auf dem PC veröffentlichte Rollenspiel-Satire Cthulhu Saves The World beweisen. Die im 16-Bit-Look gehaltene Indie-Entwicklung setzt auf eine abgedrehte Geschichte, die durch eine eine außergewöhnliche Hauptfigur voran getrieben wird. Doch reicht dies aus, um den geneigten Rollenspieler langfristig zu fesseln?

Folgt Cthulhus Ruf

Das uralte Böse ist erwacht.

Das Intro des Rollenspiels beginnt ähnlich, wie bei den meisten Genrekollegen auch: Mit der Bedrohung der Welt. Dieses mal ist es Cthulhu, das „uralte Böse“ der gleich-namigen Erzählung aus der Feder von H. P. Lovecraft, der die Menschen ins Unheil stürzen will. Seit langer Zeit schlummert er tief unter dem Meer gefangen. Doch die Prophezeiung ist eindeutig:

„Eines Tages wird jener Tag kommen, an dem Cthulhu wieder erwachen wird. Dies ist der Tag, an dem die Welt dem Untergang geweiht ist.“

Wie könnte es anders sein: Genau zu Beginn des Spiels erwacht Cthulhu aus seinem langen Schlaf. Das klingt nach einer Aufgabe für echte Helden, Helden wie uns!


Held wider Willen

From zero to hero.

Der Beginn des Spiels setzt dort an, wo das Intro aufgehört hat: Das uralte Übel erhebt sich aus der wogenden See, bereit dieser Welt ein Ende zu setzen. Die Welt steht am Abgrund: Der Himmel verdunkelt sich und nur die schemenhafte Gestalt eines Zauberers ist auf den nahen Klippen zu sehen. Nur einen Augenblick später wird der Schläfer von R’lyeh von einem Fluch getroffen, der ihn all seiner Kräfte beraubt – das Böse ist besiegt!

Spätestens ab diesem Punkt ist klar: Der Protagonist des Spiels ist nicht der heldenhafte Zauberer, sondern dessen dämonischer Widersacher. Geschwächt, aber noch lange nicht besiegt, schleppt sich der gefallene Unhold an den Strand. Die einzige Möglichkeit, den Fluch zu brechen, verlangt das Undenkbare: Cthulhu selbst muss zu einem Helden werden und das Böse dieser Welt bekämpfen. Nur auf diese Weise erlangt der Herold der Vernichtung seine einstigen Kräfte zurück.

Der Bösewicht muss die Welt retten, um sie anschließend selbst vernichten zu können?
Selten war der Einstieg in ein Rollenspiel schräger!

Herr Ober! Da ist Lovecraft in meinem Final Fantasy!

Polizeigewalt ist bei Zombies an der Tagesordnung.

Bereits nach wenigen Metern begegnet der aufsteigende Held der jungen Umi, die sofort als erstes Gruppenmitglied rekrutiert wird. Mit ihr geht es über einen Gebirgspass nach Osten. Dort stellen sich dem Duo drei wackere Recken entgegen, um dem „Uralten Bösen“ ein für alle mal das Handwerk zu legen. Die Konfrontationen orientieren sich stark an der offensichtlichen Vorlage Final Fantasy.

Zu Beginn eines Kampfes schaltet die Perspektive von der isometrischen Draufsicht in eine Frontalansicht der Gegner. In rundenbasierenden Partien wird den Angreifern durch Attacken, Gruppenmanövern und Magie Paroli geboten. Mit jeder verstrichenen Runde erhöht sich die Angriffskraft der Bösewichte. Im Gegenzug fordert jede Spezialattacke Kontrapunkte vom Helden, die sich nur langsam von selbst regenerieren.

Die Kämpfe fordern Euer taktisches Geschick.

Das ständige Abwägen einen Kampf schnell oder sparsam zu beenden, fordert besonders bei Bosskämpfen viele taktische Entscheidungen. Trotzdem bleibt das Spiel bei allen Zufallsbegegnungen fair und auch mit wenig verbleibenden Manapunkten schaffbar. Am Ende jedes Kampfes winken Erfahrungspunkte und Goldmünzen, die wiederum Zugriff auf neue Fähigkeiten und bessere Ausrüstungsgegenstände erlauben. Letztere tauscht Ihr gegen Bares beim Händler Eures Vertrauens.

Zwischen den Kämpfen treiben Zwischensequenzen im Comicstil die Geschichte voran. Neben den vielen Anspielungen auf die Literaturvorlage von H. P. Lovecraft werden immer wieder Seitenhiebe auf Genrekollegen ausgeteilt, oder allgemeine Rollenspielklischees verarbeitet. Der Humor bleibt jedoch immer im Rahmen und verfällt zu keiner Zeit in albernen Klamauk.

PC oder Konsole?

Im Shop deckt Ihr Euch und Eure Gruppe mit neuer Ausrüstung ein.

Obwohl dieser Titel schon längere Zeit über den Indie-Shop bei Xbox-Live zu erwerben ist, lohnt es sich gleich doppelt, zur relativ jungen PC-Version zu greifen: Diese ist voll gepackt mit Bonusinhalten! Neue Missionen, weitere Gruppenmitgliedern, Audio-kommentare der Entwickler und weitere Spielmodi – alles Dinge, die beim Xbox-Original leider fehlen. Standhafte Konsolenverweigerer erhalten außerdem beim Kauf der PC-Version den Vorgängertitel Breath of Death VII: The Beginning kostenfrei dazu.

Die Weltkarte. Nach einem Stufenaufstieg lernt Ihr neue Fähigkeiten. Die rundenbasierenden Kämpfe sind fordern, aber nie unfair.

Spiel: Cthulhu Saves The World | Preis: ~3 Euro (240 Microsoft-Points) (XBLA), 1,99 Euro (PC) | Plattform: Xbox Live Arcade, PC (Steam)

FTopazit: Für zwei Euro bekommt man zwei Kugeln Eis, einen Hamburger und einen kleinen Softdrink oder eine Rollenspiel-Perle wie diese. Schon allein die hochwertige Qualität dieser Indie-Produktion steht den klassischen Japano-Rollenspielen der 16-Bit-Ära in Nichts nach. Besonders die humoristischen Einstreuungen und viele, unbarmherzig abgehandelte Rollenspiel-Stereotypen sorgen für den ein oder anderen Lacher während des Spielens. Abgeschmeckt wird diese Rollenspiel-Köstlichkeit mit einem fairen Kampfsystem, das dem Spieler zu jeder Zeit eine Chance lässt. Einziger Wermutstropfen: Das Spiel ist leider nur mit englischem Text zu haben und wird wohl in absehbarer Zeit nicht übersetzt werden. Wer jedoch des Englischen mächtig ist, sollte auf jeden Fall einen Blick auf diesen Titel werfen. Wer trotzdem nicht zuschlägt, verpasst einen angenehm anderen Rollenspielspaß, der weder mit überraschenden Geschichtswendungen, noch mit Seitenhieben auf Genreklischees geizt.

Beteilige dich an der Unterhaltung

16 Kommentare

  1. Und ich dachte, ich sei der einzige Deutsche, der jemals von Shining Force gehört hat! Was hab ich diese Games geliebt… hach… 😀
    Cooler Artikel! ^^

  2. Ich war zu der damaligen Zeit (und bin es genau genommen auch heute noch :P) stolzer Besitzer eines Mega Drive. Nicht umsonst habe ich mir als erstes Spiel der neuen XBox 360 die „Mega Drive Ultimate Collection“ geholt – noch vor allen Halos, Gears und sonstigen Tripple-A-Perlen. 😉 Da sind Shining Force 1, Shining Force 2 und sogar das Prequel „Shining in the Dark“ enthalten.

    Wer es lieber auf dem PC spielen will: Derzeit kosten die Konsolenklassiker je nur 62 Cent auf Steam: http://store.steampowered.com/search/?term=shining

  3. Ich bin als Seganer groß geworden, Nintendo kam bei mir viel später. Shining in the Dark war geil, „Shining: The Holy Ark“ für Saturn sogar noch geiler. Und Phantasy Star>Final Fantasy. Hach.. die alten Zeiten. ^^

  4. Wieso ist der Zauberer nicht sofort dem Wahnsinn verfallen als er Cthulu gesehen hat? Und wo ist seine Armee? Die Stadt bevölkert er ja eigentlich auch nicht alleine. … Mmmmh 😛

  5. Wie sieht das eigentlich mit den Kämpfen aus. Sieht man die Monster in den Dungeons und muss in sie reinlaufen um den Kampf zu beginnen oder sind die Dungeons leer und man wird einfach per Zufallsgenerator beim rumlaufen angegriffen?

    1. Die zweite Variante greift bei CSTW. 🙂 Dabei ist es vom Geländetyp abhängig, welche Gegner die Gruppe angreifen – im Sumpf sind das beispielsweise Sumpfmonster und Moorleichen, in Küstennähe Krabben und Killer-Seesterne. 😉

    2. Danke schonmal für die Antwort. 🙂

      Wie sieht denn die (gefühlte) Frequenz der Kämpfe aus, vor allem in den Dungeons? Entsinne mich da noch an SNES-Spiele bei denen man alle 3 Schritte nen Kampf hatte, falsch abgebogen in ne Sackgasse und schon musste man sich auf dem Rückweg nochmal durch 5 Kämpfe quälen. Die Dungeonerkundung wurde dadurch zu ner extrem zähen und unnötig zeitaufwendigen Geschichte, wodurch mir schlußendlich auch der Spaß am Spiel vergangen ist, da man 95% der Spielzeit nur im Kampfbildschirm verbracht hat und in der Geschichte dadurch kaum voran gekommen ist.

    3. Die Kämpfe werden mit voranschreitender Geschichte zwar insgesamt mehr und auch fordernder, jedoch war die Frequenz der Begegnungen gefühlt deutlich moderater, als bei den klassischen Titeln der SNES-Ära. 🙂 Außerdem scheint der Questfortschritt einen Einfluss darauf zu haben: Hatte beim Hinweg ins Herz eines Dungeons 3-4mal mehr Kämpfe, als beim (relativ flotten) Verlassen der Höhle.

    4. Oki, danke dir.

      Werde ich mir dann bei Gelegenheit mal anschauen, denn dein Bericht hat definitiv Interesse geweckt. 🙂

    5. Das freut mich. 🙂

      Alleine schon beim Preis von 1,99 Euro kann man an sich nichts falsch machen. 🙂 Zusätzlich bekommt man bei der Steam-Version auch noch „Breath of Death VII“. Das ist nach einem ähnlichem Muster aufgebaut und geizt auch nicht mit Humor. 🙂

  6. wie soll man das denn schafen da was zu erreichen?
    nachdem ich die 3 heroes getötet habe hatte ich keine chance gegen irgendeinen gegner weil mana leer! >.<

    1. Man sollte bei diesem Spiel auf keinen Fall die Gruppenzusammenstellung außer Acht lassen! Jeder der Helden hat einzigartige Fähigkeiten, die gegen bestimmte Gegner besonders wirksam sind. Wenn man einen besonders starken Feind etwa per „Blenden“ blind macht, ist er schon deutlich weniger gefährlich. 🙂

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