Benny 2019: Brettspiele mit Miniaturen spielen, Kindern Zöpfe flechten und am PC mehr programmieren als Videospiele spielen. Zeiten ändern sich. Veröffentlicht vonBenny Matthiesen

Hork ist zurück. Diese widerliche Uruk-Ausgeburt ist einfach nicht kleinzukriegen. Zwar zeichnen Brandnarben das Gesicht des Unholds, die ich ihm bei unserer letzten Begegnung verpasst habe – sonderlich beeindruckt scheint er davon aber nicht zu sein. Ganz im Gegenteil: Mit einer vor Spott triefenden Rede leitet er Kampfrunde Nummer 2 ein. Na wunderbar.

Über Mittelerde: Mordors Schatten kann man viele Worte verlieren. Darüber, wie das Kampfsystem einer noch schnelleren, dafür gelegentlich unpräziseren Variante der jüngsten Batman-Abenteuer gleicht. Oder wie sich Waldläufer Talion einem Assassinen nicht unähnlich an Burgruinen und Felswänden Mordors entlanghangelt. Stets den Feind im Blick, der oft nicht weiß, wie ihm geschieht, wenn das Messer lautlos, aber blutreich seinen Kehlkopf durchstößt.

Mittelerde: Mordors Schatten - Hork ist zürck
Mittelerde: Mordors Schatten – Hork ist zürck

Trotz all dieser Spielelemente, die unübersehbar aus anderen Videospielen entlehnt wurden, strahlt am Ende meines Vernichtungsfeldzuges durch Saurons Schergen doch vor allem das Nemesis-System weit über all dem Bekannten.  Hork, diesem  Topflecker, habe ich  – Eru verdammt noch mal – oft  genug gezeigt, wer das Sagen im Land der Schatten hat. Doch Hork gab einfach nicht auf. Erst versengte ich im die Visage, nur um bei unserem nächsten Aufeinandertreffen vom Rücken eines Caragors herab mit anzusehen, wie dieser abermals geschlagene Hund in die Wildnis flüchtete. So oft ich Hork auch davonkommen ließ, er hat sich einfach nicht unterkriegen lassen. Stattdessen suchte er sich andere Widersacher aus den eigenen Reihen, um innerhalb Saurons Armee beständig aufzusteigen und an Kampfkraft zu gewinnen.

Mittelerde: Mordors Schatten - Ob Hork jemals lernen wird?
Mittelerde: Mordors Schatten – Ob Hork jemals lernen wird?

Kein Wunder, dass unsere Duelle von Mal zu Mal knapper ausfielen. Mitunter stand es auf Messers Schneide, wer den nächsten Sieg davontragen und abermals mehr Macht und Ansehen erlangen würde. Mal fielen mir vorbeiziehende Uruk-Verbände in den Rücken, sodass ich die Flucht ergreifen musste. Ein andermal glaubte ein Oger zu wissen, dass ein Duell nur zu dritt ein wirklich Spaß wäre – mit ihm als Gewinner, versteht sich.

Es mag absurd erscheinen, doch neben der Haupthandlung des Spiels, die trotz netter Inszenierung überraschend knapp ausgefallen ist, sind es die stetig wiederkehrenden Momente, in denen mir Hork entgegentrat, die tief in meinem Gedächtnis verwurzelt bleiben werden. Vielleicht liegt es daran, dass Hork bei jeder erneuten Begegnung spöttisch die Geschehnisse des letzten Duells erwähnte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass mir bewusst ist, dass kein anderer Spieler auf dieser Welt die exakt gleiche Hassliebe für Hork empfinden wird wie ich. Ganz einfach deswegen, weil kein anderer Spieler genau die gleichen Konfrontationen zwischen diesem Uruk und meinem Talion erlebt hat wie ich.

Mittelerde: Mordors Schatten - Duell unter Feinden
Mittelerde: Mordors Schatten – Duell unter Feinden

Diese beeindruckend ungescriptete Fehde verdanke ich dem Nemesis-System, für das ich den Entwicklern danken möchte. Es ist dieses Nemesis-System, das ich künftig in ähnlicher Form in anderen Spielen sehen möchte – mal dominanter, mal hintergründiger. Ein System, das es mir erlaubt, mehr als eine vorgeschriebene Geschichte zu erleben und dennoch gegen mehr als nur namenlose Monster in die Schlacht zu ziehen. Hork und mich, uns verbindet etwas ganz besonderes. Ein unsichtbares Band, das während einer mehrstündigen Katz-und-Maus-Jagd durch Mordors Steppen geknüpft wurde.

Das schönste dabei ist aber, dass Hork nicht allein ist. Ich könnte euch Geschichten über Zog, den Häuter, Lûgdash, den Läufer und den dummen Folgûm erzählen, die euch die Haare zu Berge stehen lassen würden. Sie alle sind meine Freunde; meine Nemesis.

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4 Kommentare

  1. Es gibt nix befriedigerenes als nach 4 verlorenen Duellen einen Gegner von der Karte zu fegen^^

  2. Naja, habs nun auch ca. 15 Stunden gezockt und mitlerweile erschöpft sich das Nemesissystem als zentrales Gameplaylement irgenwie schon.

    1. Dass es ausbaufähig ist, ist ohne Frage. Aber ein einziges Gameplay-Element, unter den ganzen anderen, dass für dich 15 Stunden funktioniert, finde ich nicht verkehrt. Das Spiel selbst besteht ja dann doch aus mehr.
      Mit mehr Interaktionsmöglichkeiten etc. ist es für mich dennoch ein Element, dass ruhig häufiger zum Einsatz kommen könnte.

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