Der Beitragstitel könnte auch lauten: Wenn Entwickler sich kolossal irren. Die „epischen Schlachten“ in der jüngsten Erweiterung Helms Klamm für Der Herr der Ringe Online stehen stellvertretend für ein Problem der Videospielindustrie: Was auf dem Papier wahnsinnig packend klingt, muss nicht zwangsläufig Spielspaß bringen. Vor allem dann nicht, wenn der Veröffentlichungsdruck auf den Programmierern und Designern lastet. So albern wie die epischen Schlachten rund um Helms Klamm war noch nicht einmal Legolas‘ Surfeinlage in der Leinwandversion.
Wie kann man den Ringkrieg adäquat in einem MMORPG darstellen, ohne mit der Buchvorlage zu brechen? Die Entwickler von Der Herr der Ringe Online waren sich da recht schnell einig: Die Spieler selbst dürfen keine zu große Rolle für den Schlachtenausgang spielen. Klingt logisch, aber auch unglaublich dämlich! Denn ist es nicht genau das, was Online-Rollenspiele und tagtäglich glauben machen wollen: du, der Held?
Zugegeben hat das Entwicklerteam bei Turbine nie dogmatisch an dieser Regel festgehalten. Im Laufe der letzten sechs Jahre wurde mein Zwergenwächter Dargalin immer wieder zum Zusehen verdonnert – als reiner Statist in einem viel größeren Abenteuer. Doch wo die epische Quest-Reihe es über die Jahre immer wieder geschafft hat, meinen Taten eine Bedeutung zu geben, ohne kanonbrechend einen neuen Ringträger auszurufen, versagen die Schlachten auf ganzer Linie.
Wenn computergesteuerte Horden aufeinanderprallen, Waffenrasseln in den Ohren klingt und der Horizont schwarz vor Orks ist, dann mag das während der ersten Begegnung ein Gefühl von Epik in mir hervorrufen, wie es bereits Tolkiens wenige Worte zu den Schlachten vermochten. Wenn aber für mich als Spieler, vielleicht nicht als Held, so doch aber als kleines Rädchen im Kriegsgetriebe, in den folgenden zwanzig Minuten nur wenig Spiel folgt, dass verpufft dieses Gefühl in Windeseile.
Worum es geht : Als heilender und tankender Nicht-Held wird man in den Schlachten nicht gebraucht. Weder stehen die Feinde lang genug ihren Ork, um erfolgreich verspottet zu werden, noch dürfen Heiler die Wunden der NSC-Soldaten versorgen. Stattdessen befehligt Ihr Kommandanten in die Schlacht, indem Ihr alle 30 Sekunden ein schnödes Knöpfchen für Heilung oder einen kurzzeitigen Schadensschub gebt. Oder Ihr versucht Euch am Aufbau neuer Belagerungswaffen, die anschließend genutzt werden können, um Orkscharen zu dezimieren.
Nur kranken die Schlachten um Helms Klamm auch hier an einer bekannten Rollenspiel-Krankheit: Helden sind anfänglich nur Hühnerdiebe und keine kampferprobten Streiter. Das heißt nichts anderes, als dass Ihr Schlacht um Schlacht überstehen müsst, um im gesonderten Talentbaum der Schlachten Verbesserungen für Kommandantenbefehle und Belagerungswaffen freizuschalten. Das könnte Spaß machen, wenn zumindest von Beginn an die essentiellsten Spielmechaniken freigeschaltet wären. Stattdessen verstecken die Entwickler dringend benötigte Fertigkeiten wie den Aufbau(!) neuer Waffen tief im Talentbaum und damit hinter vielen Stunden Langeweile.
Zum Zuschauer degradiert stehe ich trotz Minimalsttutorial vollkommen ahnungslos auf dem Schlachtfeld; weiß nicht, welche meiner Aktionen tatsächlich zum Ausgang, oder besser: zu meinem Verdienst am ohnehin vorgegebenen Ausgang beitragen. Ärgere mich über Feinde, die fast schon traditionell auf der Stelle rennen, in Barrikaden hängen bleiben und nicht zu wissen scheinen, wen sie als nächstes attackieren sollen.
Wenn es mir als passioniertem Tank, kraftstrotzend und schildbewehrt, nicht vergönnt ist, die Nebenmissionen einer Schlacht zu meistern, ohne den Zweihänder auszupacken, dann fühle ich mich fehl am Platz und werde zum Deserteur. Dann haben die Entwickler versagt. Dann brechen die epischen Schlachten mit allem, worauf ich in den vergangenen sechs Jahren in Der Herr der Ringe Online hingearbeitet habe. Statt Saurons lidlosem Auge thront nur noch ein großer Stinkefinger über der Ebene von Gorgoroth.
Gibt es einen Grund, warum du hier deine 2. Skillung nicht auf Schaden ausgelegt hast und aktiviert hast?
Ja, weil ich es als Tank spielen wollte. Ich glaube, das hab ich auch gesagt. Ich spiele den Wächter, weil ich einen robusten Tank mit Schild spielen möchte. Derzeit gibt es in der Erweiterung gar keine Inhalte, die ich als Tank bestreiten sollte, obwohl gerade die epischen Schlachten die Möglichkeit dafür geben könnte. Selbst der berittene Kampf ist durch die Erhöhung des Schadens aller Klassen mittlerweile pur auf Morgenröte ausgelegt.
Testweise habe ich jetzt Mal Quests und Schlachten mit der kühnen Klinge gespielt. Es ist für DHdRO absurd, dass man mit 100% Moral und Kraft aus Kämpfen geht, die nach 3-5 Sekunden vorbei sind. Selbst ohne Ausrüstung dafür zu haben.
Dennoch: In den Schlachten hab‘ ich als Schadensklasse dennoch nicht gekämpft. Die Gegner leben einfach nicht lang genug. Als Nahkämpfer stürmt man los und bevor man da ist, liegen von fünf Feinden vier am Boden.
Ja das kann ich verstehen. Aber ist es denn nicht so, dass im Buch in der Schlacht um die Horneburg überhaupt kein Wächter anwesende ist? Sieh es doch mal so. Die Klasse basiert auf Samwise Gamgee, der zu dieser Zeit gemeinsam mit Frodo den Ring zum Schicksalsberg geleitet. Es kann doch sein, dass die Entwickler hier nahe an der Buchvorlage bleiben und den Wächter deshalb als Tank nicht vorgesehen haben.
Ich werde mit die Schlacht aber auf jeden Fall heute selber mal anschauen um mich davon zu überzeugen , dass du Recht hast.
Wenn du es so willst, passen viele Klassen in HdRO nicht zur Buchvorlage. Vor allem nicht in dem Umfang, wie sie im Spiel vorkommen. An irgendeiner Stelle muss die Akkuratesse der Spielmechanik weichen.
Und was wäre es für eine verrückte Argumentation, wenn man die einzigen neuen Endgame-Inhalte nur für Schadensklassen verfügbar macht, weil es sonst „geschichtlich“ nicht passen würde?
Du sprichst mir sooo aus der Seele!
Bin halt auch so ein alter MMO Tank – ich spiele seit ca. 7 Jahren bevorzugt Tanks und Heiler, und kann den Schlachten bis jetzt auch nix abgewinnen.
Zwar passt die Optik und die Atmosphäre … aber mir fehlt spielmechanisch einfach die Notwendigkeit und die Möglichkeit, mal etwas zu tanken. Grad bei den vielen Gegnern, die durch irgendwelche Breschen rennen wollen, hätte sich die Rolle angeboten – im Sinne von „Feinde aufhalten, bis Verstärkung da ist“. Das hätte man machen können, wenn man gewollt hätte – aber das alles durch die vielen tollen Rohirrim in Sekunden abgemessert wird, nimmt mir da zumindest im Nahkampf jegliche Freude.
Ob Offizier oder Belagerer mir da weiterhilft, weiß ich nicht – als Tank mit Leib und Seele fühle ich mich normalerweise eigentlich mitten im Getümmel am wohlsten.
Und klar könnte man auf Schaden skillen – nur spiele ich eben ’nen Tank weil mir Schaden halt keinen Spaß macht!
Ehrlich gesagt ist jeder Aspekt von HdRo geschmackssache, genauso wie die Schlachten um Helms Klamm. Ich spiele ebenfalls einen Wächter und ich habe einen megaspass an den 5 kleinen Schlachten. Ja, in den Hauptkampfphasen kommt man als Tank nicht zum Zuge, aber es gibt genügend „Events“ bei denen ich auf meine Kosten komme. Da gilt es Arbeiter zu beschützen, die das Loch in der Mauer flicken oder das Fallgitter reparieren. Bogenschützen müssen verteidigt werden oder Vorräte… von daher ich weiss nicht wie ihr darauf kommt, das man seine Tank-Fähigkeiten nicht ausleben kann.
Ja, am Anfang ist es zäh, auch weil man ersteinmal die Spielmechanik verinnerlichen muss. Aber nach kurzer Zeit sollte dieses kleine Problem behoben sein und wenn das geschehen ist, kann man auch seinen Tank ausleben… gewusst wie… oder?
Wozu sollte man sich als Tank ausleben, wenn alles andere effizienter ist?
Arbeiter beschützen? Dazu braucht es keinen Tank. Trag die Steine mit Ansturm (vorher aktivieren) schnell und töte danach die paar Angreifer. Dafür braucht es keinen Tank. Auf dem Damm etwas tanken? Warum, lass die NSCs die Angreifer töten und Signatur-Trolle haust du als Schadensklasse in fünf Sekunden um. Warum einen Tank spielen?
Nein, in den Schlachten kann man nicht tanken. Jedenfalls nicht so, dass es einen Sinn hätte. Alles andere ist sinnvoller als der Versuch, Gegner anzutanken. Warum? Weil es schneller geht und mehr Verdienst bringt.
Gleiches gilt immer noch für die Heiler. Sobald man genug Belobigungspunkte verdient hat, wird man nie wieder ein Heilständchen anstimmen. Es lohnt sich einfach nicht.
Mit „es lohnt sich nicht“ meine ich übrigens kein, anders wäre man etwas profitabler. Nein. Mit allen anderen Dingen (Belagerungswaffen nutzen – klick, klick, klick und Tötungsreihen) ist man wesentlich besser dran. Es gibt keinen Grund zu tanken, außer dass man unbedingt tanken will. Gebraucht wird man nicht. Gewusst wie… oder?