Benny 2019: Brettspiele mit Miniaturen spielen, Kindern Zöpfe flechten und am PC mehr programmieren als Videospiele spielen. Zeiten ändern sich. Veröffentlicht vonBenny Matthiesen

Zahlen sind doof, Videospielekritiken niemals objektiv und Meinung eben Meinung. Punkt. Aus. Ende der Diskussion. Über Meinung kann man schließlich nicht streiten. Oder etwa doch? Sind es wirklich willkürlich festgelegte Wertungszahlen zwischen 0 und 100, die Leser auf die Palme bringen? Oder ist es die Inkonsistenz mit der Tester und Kritiker Videospiele wahlweise in den Olymp erheben oder vernichtend abstrafen?

Ich muss gestehen, die vergangenen Wochen waren nicht leicht für mich. Immer wieder wallte das Blut in meinen Adern auf, stieg mir die Zornesröte ins Gesicht und fing ich mir einen Facepalm nach dem anderen ein. Grund für die schmerzenden Handabdrücke auf meiner Stirn: eine unsägliche Flut an Kommentaren, Kolumnen, Videobeiträgen und Verteidigungsschriften zum vermeintlichen Status Quo der Videospielerezensionen.

Das sind nicht unsere Fehler, der Leser ist schuld!

Doch dazu später. Viel schlimmer noch waren nur die begleitenden Umfrageauswüchse: Das Anbiedern an den Lesern, wenn zum hundertsten Mal scheinheilig gefragt wurde: „Wie hätten S‘ denn gern? Pünktlich, kritisch, fachlich sauber, objektiv oder gar mit einer persönlichen Note?“ Dabei haben Petra Fröhlich, die scheidende inzwischen ehemalige Chefredakteurin der PC Games, und Markus Schwerdtel, Director Digital Media bei IDG, im Insert-Moin-Brunch die Antwort auf die Frage „Pünktlichkeit oder Gründlichkeit“ längst gegeben: Die werberelevanten Klicks zu einem Spiel steigen zu dessen Veröffentlichung rapide an und können daher von den Verlagshäusern nicht ignoriert werden. Leider nimmt das Interesse der Leser an einem Titel zu schnell ab, als dass es eine kluge Entscheidung wäre, einen umfangreichen, tiefgründigen Test erst eins, zwei Wochen später zu liefern.  Nicht der einzelne Leser, sondern die Leser entscheiden mit ihrem Klickverhalten, so wie die Käufer entscheiden, dass vermeintliche Innovationsnullnummern wie die Call-of-Duty-Reihe wie geschnitten Brot über die Ladentheke gehen.

Und noch eine längst bekannte Erkenntnis hat die Gesprächsrunde verkündet: Verlage nutzen seit jeher erprobte Mittel, um dem Dilemma „Pünktlichkeit vor Gründlichkeit“ zu entfliehen. Vorabtests, Spieletagebücher, Kontrollbesuche, vorläufige Wertungstendenzen und noch mehr kommen seit jeher zum Zuge. Und zwar immer dann, wenn eine Redaktion sicher ist, kein fundiertes Urteil abgeben zu können, wenn ein neues Spiel die analogen und digitalen Ladenregale invadiert. Positiver Nebeneffekt: Mehr Artikel zu einem Thema bedeuten auch eine bessere Ausschlachtung desselbigen. Und das ist ganz und gar nicht negativ gemeint. Warum also eine neuerliche Diskussion über Qualität und Zeitdruck der Tester, wenn die Frage doch längst geklärt wurde?

Ist das alles nur eine Scheindebatte, die vor einigen Wochen durch Alien: Isolation und dessen weit auseinandergehenden Wertungen aufgeworfen wurde? Kai Schmidt, Gamestar-Tester des Gruselabenteuers im Weltraum, hatte nach nur wenigen Tagen und aufgrund heftiger Reaktionen im Kommentarbereich seinen mutmaßlichen Wertungsfehler eingestanden. Mutmaßlich übrigens deshalb, weil ich in diesem Artikel gar nicht debattieren möchte, ob es nun eine Fehleinschätzung war oder lediglich dem Widerspruch der Leser nachgegeben wurde.

Fehler sind menschlich und können passieren. Was macht es schon, wenn es unter hunderten Tests  den ein oder anderen gibt, der weniger geglückt ist? Zählt nicht vielmehr der Umgang mit dem Ausrutscher? Doch anstatt den nun selbst wahrgenommenen Wertungsfehler einfach nur einzugestehen und mit mehr Ruhe noch einmal an den Test heranzugehen – so wie er es gemacht hat –, fiel die unvermeidliche Rechtfertigung direkt mit vom Himmel: Zeitdruck, natürlich in eine Kolumne verpackt mit angeschlossener Umfrage „Gründlichkeit oder Pünktlichkeit, wie hätten S‘ denn gern?“

Und wieder drehte sich die anschließende Diskussion in den Kommentarspalten im Kreis. Was für eine glückliche Win-Win-Situation. Der Verlag konnte ein Thema stärker als angenommen ausschlachten, ohne zuvor mehrere Artikel planen zu müssen, und den Lesern wurde das Gefühl vermittelt, dass man ihnen am Ende des Tages doch zuhöre: Über das Tabuthema – im Sarrazin’schen Sinne – „Gründlichkeit oder Pünktlichkeit“ müssen wir nämlich endlich mal reden – echt jetzt!

Bringt mir meine Würfel, ich brauche eine Wertung!

Etwas Positives hatte der kleine Eklat um Alien: Isolation dann doch: Leser und Redakteure haben verstanden, dass es oftmals gar nicht um diese ominöse Zahl geht am Ende eines Megagigatests vom Format „40.000 Zeichen, für die wir keinen einzigen Baum fällen mussten – is‘ ja Internet! Dafür durftest du ‘ne Stunde Lebenszeit opfern und wir haben uns die zeitraubende, aber lesenswerte Verdichtung gespart.“ Vielmehr waren die Leser tatsächlich in der Lage, Kritik am Fließtext zu äußern, also dem eigentlichen Kernstück einer jeden Spielekritik. Welcher Redakteur hätte denn das für möglich gehalten? So wurden nach Meinung der Kommentatoren Ungereimtheiten und Widersprüche aufgedeckt. Die tatsächliche Ziffer am Ende spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle – wenn überhaupt. Bravo!

Natürlich konnte diese Erkenntnis nicht zu allen Chefetagen durchdringen.  Nur wenige Tage später sprossen Kolumnen aus den Tastaturen der Redaktionen, die Kritik an der Arbeit der Tester nivellierten, teils die Leser und deren „Gemotze“ als unberechtigt diffamierten und zu solch absonderlichen Auswüchsen wie einer dreieinhalb Jahre zu spät kommenden Abwertung von Dragon Age 2 führten. Ernsthaft! Es war, als ob letztendlich niemand verstanden hätte, dass die Änderung der Zahl nichts und wieder nichts bedeutet. Vor allem dann, wenn doch der Textinhalt und damit das Herzstück unserer Arbeit als Kritiker und Tester auch weiterhin so dasteht wie eh und je.

Nicht einmal der sonst so eloquente Jörg Luibl vom deutschsprachigen Wertungsquerschießer www.4players.de konnte diesen Widerspruch geistig erfassen. Natürlich nicht in Bezug auf gamestar.de, sondern auf seine eigenen Testurteile zu Lords of the Fallen und Dragon Age: Inquisition. Anders ist seine Kolumne mit dem feinen Titel „Der ganz normale Widerspruch“ nicht zu erklären. Diese beschäftigt sich nämlich wieder einmal mit dem Sinn und Unsinn von Wertungen *schnarch*. Mit der noch viel größeren Unsinnigkeit von nachträglichen Korrekturen – Welches Alien braucht die schon? *schnarch* Und selbstverständlich mit dem naiven Glauben an objektive Videospieletests. *rap rap schnarchi schnarch* Wie schon so oft trifft Jörg Luibl mit seiner Kolumne und den darin behandelten Themen den Nagel auf den Kopf – sind es doch Allgemeinplätze, die so von vielen Kollegen geteilt werden.

Wenn Leser mehr als nur Zahlen lesen, überlesen das Redakteure!

Dabei gibt es nur ein einziges Problem: Die Kritik, die in über zweitausendachthundert (ich musste die Zahl ausschreiben) Kommentaren unter Luibls Tests zu Lords of the Fallen und Dragon Age: Inquisition geäußert wurden, stören sich in der Mehrheit gar nicht an seinen Wertungszahlen. Denn diese schießen wie so oft quer. Das ist man gewohnt. Das kennt man. (Kleiner Exkurs: 4player.de wertet in der Gesamtheit seiner Spieletests gar nicht so viel anders als andere Magazine. Dass sie im Gegensatz zur Konkurrenz das gesamte Wertungsspektrum ausnutzen würden, ist ein Mythos. Stattdessen gibt es immer wieder vereinzelte Querschießer, die ihnen hervorragende Klickzahlen einbringen.)

Kritisiert wurde vielmehr die nicht zu übersehende Inkonsistenz  der Bewertungsmaßstäbe im Fließtext. Und was ist davon zu halten, wenn bis auf Nuancen gleiche Kampfsysteme wie in Dark Souls und Lords of the Fallen einmal als taktisches Meisterwerk gefeiert und andererseits als langweiliges Auswendiglernen des Gegnerverhaltens niedergeschrieben werden?  Obwohl es doch laut Fazit „sinnvoll modifiziert“ wurde. Wieso stören kleine Bugs wie Clipping-Fehler und Bildratenprobleme, wenn doch das vermeintliche Meisterwerk Dark Souls (Für mich das vielleicht beste Spiel auf der Welt!) nur so vor kleinen, aber ebenfalls nicht spielentscheidenden Fehlern strotzt? Der Text schafft es nicht, diese Widersprüche zu erklären. Nicht für mich, aber eben auch nicht für die Verfasser der Hunderten Kommentare.

Was ist davon zu halten, wenn in einem Rollenspiel die Charakterentwicklung und die Planung der Begleiterausrüstung mit einem lapidaren: „Die Menüs sind zu steril, das macht keinen Spaß“, übergangen werden – obwohl das System komplexer als jemals zuvor in der Dragon-Age-Reihe ist? Vielleicht habe ich aber auch nur nicht verstanden, warum der ebenso moderne Schwarz-Weiß-Look der Skyrim-Menüs so viel weniger Auswirkung auf den Spielspaß hat als in Inquisition. Vielleicht liegt es auch an mir, warum ich nicht begreife, dass die gleiche Ausgangslage – Gefangener kommt unverhofft frei und wird von seinen einstigen Bewachern mit einer Waffe ausgerüstet – nur einmal der größte Frevel uninspirierten Story-Tellings ist: „BioWare, warum so oberflächlich, so hektisch?“

Vielleicht versagt der üppige Fließtext bei all seiner Nickeligkeit  und der ausführlichen Darlegung von Wunschvorstellungen des Autors auch einfach, mir diese Unterschiede in den Bewertungsmaßstäben näherzubringen. Dass all die kleinen Fehler von KI-Problemen über lahme Quests und anspruchslosen Kämpfen auch und teils bestimmender beim vermeintlichen Meisterwerk Skyrim auf den Magen schlagen, das ist kein Kommentar wert. Weder im DA:I-Test, der vor bemühten Vergleichen überzuquellen droht, noch in der Wertungskolumne. Und das ist nicht meine persönliche Wahrnehmung, sondern die Wahrnehmung eines erheblichen Teils der Kommentatoren, die hier nir an wenigen Beispielen exemplarisch wiedergegeben wurde.

Das Problem: Jede noch so berechtigte Kritik geht in dieser Flut an Nörgeleien und Kleinigkeiten unter. Während positive Aspekte in einem Nebensatz abgehandelt werden, erstrecken sich Frotzeleien über mehrere Absätze. Es darf anscheinend kein Licht ohne Schatten geben; laaange Schatten. Am Ende bleibt: Ist doch eh nur Meinung – kann man nicht drüber streiten.

Hier wird nicht diskutiert, ich kolumniere!

Das Schöne am Dasein eines (Chef-)Redakteurs ist es übrigens, nicht mit seinen Lesern auf Augenhöhe diskutieren zu müssen. Selbst nach 2800 (dieses Mal nicht ausgeschrieben; sieht aber trotzdem imposant aus) Kommentaren werden stattdessen Kolumnen und Videos veröffentlicht, die entweder am Thema vorbeigehen, ganz und gar eigene Definitionen für Fanboys ersinnen, Meinungen eben den Streitwert absprechen – kannste nüscht machen, is‘ Meinung – oder einen Adjutanten beiseite stellen, der zum vermeintlichen Diskussionszwiegespräch nichts weiter beizutragen hat als: „Sehe ich genauso.“

Obwohl die Zeit der Leserbriefe längst vorbei ist, wird immer noch aneinander vorbeigeredet und nicht miteinander diskutiert. Kommentare und Foren sind schließlich für die Leser da! Was soll sich da die Redaktion auslassen, die doch ganz andere Mittel zur Verfügung hat? Natürlich gibt es auch hier einige Ausnahmen. Auf jeder Webseite finden sich Redakteure und Chefs, die trotz Termindruck und engen Zeitplänen immer wieder den Austausch mit den Lesern suchen. Mal geschickt und ernsthaft an einer Diskussion interessiert, mal als Teil der Troll-Parade, die mit zeilenweiser Zitatefledderei, Umdeuten von Aussagen und feiner Internetgereiztheit aufeinander einschlägt.

Und am Ende wartet dennoch die obligatorische Kolumne, in der man die vermeintliche Essenz der Diskussion aus seiner Sicht für all diejenigen verpackt – und gekonnt um gegenteilige Meinungen bereinigt –, die an der eigentlichen Diskussion im Forum oder Kommentarbereich nicht teilgenommen haben. Geht auch noch mal extra als Video. So ist die Welt auch wieder heile.

Zum Abschluss noch etwas Positives: Der neueste Streich der Redaktionen zeigt, wie sehr man ein Auge auf die Wünsche der Community hat: Videos mit den Top 3 der nervigsten Bugs im neuen Tripple-A-Spiel liegen nämlich voll im Trend. Buhhh, EA, buhhh, Ubisoft. Ich warte nur noch auf Sonja Zietlows Moderation. Das wär ‘nen weiteren Facepalm wert.*

 

*Diesen Satz bitte mit gesprochenem Apostroph von Michael Graf vorstellen. Is‘ ‘n ganz großes Kino.

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4 Kommentare

  1. Sehr schöner Text 🙂

    Auch wenn ich „Inkonsistenz“ jedes mal zweimal lesen musste weil ich zuvor Inkontinenz gelesen habe 😀

    Nur wäre meine Frage an dieser Stelle, was ich als Leser tun könnte um zum Umdenken zu bewegen?
    Es einfach zu boykottieren erscheint mir da etwas einfach und sinnbefreit, zumal die große Menge ja immer noch zu ihren Magazinen pilgert und für ausreichend Klickzahlen sorgt.
    Und gegen Fanboys vorgehen wird auch nichts nützen, mein Tipp hier, gekonnt ignorieren^^

    Ich selbst nutze zum Beispiel lieber Nutzerreviews auf Steam, die zum gegeben Spiel was mein Interesse erweckt auch eine gewisse Spielzeit vorraussetzt

    (sorry Leute, aber jemand der einen Strategie oder Rollenspiel Titel nur 0,4h angefasst hat, kann noch so große Hasstriaden befeuern, sie ziehen am Ziel vorbei)

    und dann sehe ich ja, was gut an dem Spiel ist und was im argen liegt (Sorgenkind Early Access)

    Im übrigen, wenn Redaktionen ein Spiel zerreden können hier ein Beispiel:
    Was war an AC 3 nun eigentlich schlecht? Ich meine es liegt noch ungespielt in meiner Spielebibliothek, aber solange es Spaß macht und mich unterhält kann es nicht verkehrt sein 🙂

    Bei DA:I weiß ich aktuell nicht einmal was Sache ist, außer das es manche wohl nicht als Offenbarung empfunden haben wie Teil 1, aber gut, war Skyrim das im Vergleich zu Oblivion? Waren beide gut fand ich und das was der Entwickler verbockt hatte, hat die Community getunt.

    Alles im allem finde ich es eher eine Frechheit das manche AAA Titel soviel kosten wie 4 gute Indiespiele zusammen und dann noch per Minidlc was nachgeliefert wird was ich bei dem Preis eigentlich schon im Spiel vermutet hätte. Von der Spiellänge mal ganz abgesehen.

  2. Ich sehe da als Spieler nicht das Problem. Heutzutage habe ich soviele Quellen um an Informationen über ein Spiel zu kommen, dass ich schon ewig keinen Fehlgriff mehr getan habe.

    Auch wenn ich die Zahlenwertung doof finde, gucke ich doch gerne kurz drauf. Ausschlag für den Kauf gibt diese jedoch eher nicht (gerade nicht bei 4P :D).
    Und die Diskussionen warum Spiel A 1 Prozent weniger als Spiel B hatte … was für ein Unsinn. Liegt vermutlich daran, dass jeder will dass sein Favorit möglichst gut da steht.
    Ich kann auch Spiele gut finden die offensichtliche Mängel haben, wenn andere Sachen dafür stimmen. Jedenfalls mehr als ein kantenloses 08/15 Tripple AAA+++ Spiel.

  3. Vorallem bei den deutschen Hype-Magazinen wie GameStar/GG/PCGames fällt mir oft auf, dass die Reviews mitd er Wertung nicht übereinstimmen. Man liest das Review und es wird fast nur auf Negatives hingewiesen und am Ende bekommt das Spiel trotzdem eine 85.
    Da bin ich eher Fan von 4players, die dann eher mal die Schelle auspacken und <70 geben, wenn ein Spiel grobe Fehler hat.
    FIFA10 ist da ein super Beispiel: Reines Datenbankupdate und auf dem PC absolut unspielbar: 4players: 58% GameStar 80%

    Die Zeit von geschriebenen Reviews ist vorbei! Als Kaufberatung sind Videos wie die von TB etc einfach viel besser. Man muss generell nur jeden davor waren spiele vorzubestellen, da hat der Kunde IMMER die Arschkarte!

    1. Dem stimme ich zu. Das liegt meiner Meinung nach aber auch daran, dass Tester mittlerweile Angst davor haben, als zu unkritisch wahrgenommen zu werden. Daher auch meine Befürchtung, dass Kritiker zu Nörglern werden. Tests ergehen sich darin, die Unzulänglichkeiten eines Titels bis ins Klein-klein auszubreiten. Positives hat da nur wenig Platz. Wenn ich aber nur Fehler aufliste, ist es klar, dass Leser am Ende diese komische Wertungszahl nicht verstehen können. Das größere Problem: Gleichzeitig gibt ein Test, der sich vor allem auf Negatives bezieht, meist ein falsches Bild vom Gesamtwerk ab.

      Gerade 4players.de macht das gern. Es wird über 8-9 Seiten nur auf Probleme und Fehler eingegangen und als Leser erfährt man nichts über die positiven Seiten des Spiels. Am Ende mag dann eine ~50 gerechtfertigt klingen. Aber ist es wirklich das, was ein Test/Kritik leisten sollte? Nur Probleme darstellen? Das wäre ja, als ob man nur Kontra-Listen anfertigen würde und die Pro-Liste unter den Tisch fallen lässt. Ein stimmigeres Bild als beim „Mainstream“ ergibt das aber auch nicht. Letztendlich ist der Test genauso verzerrend, nur dass man auch noch die Zahl am Ende in die Verzerrung mit einbezieht.

      Ich hab für diesen Artikel aus Spaß die letzten ~20 PC-Spieletests auf 4players.de mit dem Metacritic-Durchschnitt verglichen. Und weißt du was: Die liegen zu 85 Prozent um den Durchschnitt – da ist nichts vom Mythos „Wir werten extrem kritisch“ oder „Wir nutzen die gesamte Wertungsskala“ zu sehen. Es gibt nur ab und an diese Querschießer (in meiner Stichprobe DA:I, Pro Evo 15 und Fotonica), die komplett rausfallen. In 50 Prozent der Fälle liegen sie sogar leicht bis weit über dem Schnitt.

      Aber bei jedem Negativausreißer kommt wieder dieselbe Diskussion auf, dass sie nun einmal kritisch wären und es kritischer Berichte bräuchte und auch die Wertungsskala gänzlich genutzt werden müsste. Das ist doch absurd. Sind sie also noch unkritischer als der böse Mainstream?

      Bei Serientiteln (wie Fifa, Autorennen etc) bin ich übrigens selbst unschlüssig, wie man die jährlichen Veröffentlichungen bewerten sollte: Muss die Zahl für Serienfans passen, also Leute, die den Vorgänger besitzen. Oder sollte sie nicht auch für diejenigen relevant sein, die den Vorgänger nicht besitzen? Als Neukunde kann es mir ja egal sein, ob jetzt nur die Namen/Daten aktualisiert wurden. Da zählt die Frage: Ist das Spiel gut?

      Und Luibl selbst schreibt in seinem Kommentar/Kolumne, dass die chronologische Vergleichbarkeit kein Anspruch sein sollte. Es ist halt das Problem mit diesen selbst auferlegten Gesetzen: Man muss sie schon konsequent umsetzen, sonst ist man genauso beliebig, wie man es dem bösen Mainstream vorwirft.

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